Im Zuge der Verbreitung von Internet und sozialen Medien wird im professionellen, redaktionell organisierten Journalismus die Publikumsbeteiligung (wir sprechen hier auch von Publikumsinklusion) immer wichtiger. Das Projekt hat in vier Fallstudien (Tagesschau/tagesschau.de, ein ARD-Polittalk und sein Webangebot, die Süddeutsche Zeitung/sueddeutsche.de und Der Freitag/frei tag.de) und mit verschiedenen Methoden (u. a. standardisierte Befragungen, leitfadengestützte Interviews sowie Inhaltsanalysen) erstmals die Inklusionsleistungen und Inklusionserwartungen beider Seiten gemeinsam und vergleichbar erhoben. Auf journalistischer Seite konnte so nachgezeichnet werden, wie Redaktionen Publikumsbeteiligung organisieren und wie sich im Hinblick hierauf journalistische Einstellungen und Selbstbilder darstellen. Auf Publikumsseite ließ sich rekonstruieren, in welchem Umfang partizipative Angebote wahrgenommen werden, wie sich das Publikumsbild der Nutzer gestaltet und welche Motive, Erwartungen an sowie Vorstellungen von journalistischen Leistungen vorherrschen. Der Abgleich beider Seiten erlaubte es zudem, jeweils Aussagen über das Inklusionslevel und die Inklusionsdistanz zwischen Journalisten und ihrem Publikum zu machen. Trotz zum Teil deutlicher Unterschiede zwischen den vier Fallstudien zeigt sich cum grano salis: 1) Die redaktionsseitig angebotenen Inklusionsleistungen bringen erheblichen organisatorischen Aufwand mit sich und werden jeweils nur von einem mehr oder weniger kleinen Anteil des Publikums aktiv genutzt. Der direkte Niederschlag im journalistischen Produkt fällt in drei der Fallstudien meist nur gering aus (Ausnahme: Der Freitag). 2) Journalisten unterstellen ihren aktiven Nutzern v. a. stark affektive Motive („Dampf ablassen), während die Nutzer selbst vor allem angeben, eigene Meinungen einbringen, auf Fehler hinweisen und ihr Wissen erweitern zu wollen. 3) Das journalistische Selbstbild und die publikumsseitigen Erwartungen an journalistische Leistungen liegen im Allgemeinen dicht beieinander: Journalisten wollen, was sie in den Augen ihres Publikums sollen. Vorrangig betrifft das klassische journalistische Aufgaben, wie neutral zu informieren, komplexe Sachverhalte zu erklären und Kritik an Missständen zu üben. 4) Journalisten überschätzen systematisch die Bedeutung, die Möglichkeiten zur Publikumsbeteiligung in den Augen ihres Publikums selbst haben. Gleichzeitig unterschätzen sie ihren Wunsch nach mehr Transparenz im Journalismus, etwa im Hinblick auf Quellen und Arbeitsabläufe in der Redaktion. 5) Die strategische Bedeutung von Publikumsbeteiligung wird in den Redaktionen durchweg als sehr hoch eingeschätzt, während Publikumsmitglieder diesem Aspekt eher indifferent gegenüberstehen. 6) Mit den gestiegenen Möglichkeiten zur Partizipation entstehen und artikulieren sich Unterschiede in den Einstellungen des Publikums, die den (Nachrichten-)Journalismus herausfordern. Ein Teil des „multiplen Publikums“ fordert mehr Dialog und Partizipation ein, zumindest jedenfalls die Möglichkeit zur „Gegenrede“. Das Projekt wirkte mit Hilfe von Publikationen und Vorträgen sowie Medienberichten, die sich an ein nicht-wissenschaftliches Publikum richteten, auch in die journalistische Praxis und die Gesellschaft hinein. In einem projektbegleitenden Weblog sind diese Publikationen und weitere Informationen unter http://jpub20.hans-bredow-institut.de/dokumentiert.