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Das Verhältnis der JHWH-Verehrer in Juda und Samaria in nach-exilischer Zeit im Spiegel der biblischen Überlieferung und der materiellen Kultur: literarhistorische und theologiegeschichtliche Aspekte

Fachliche Zuordnung Evangelische Theologie
Förderung Förderung von 2012 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 218423430
 
Aktuelle archäologische und epigraphische Evidenzen erfordern es, das Bild der Samaritaner von Grund auf zu revidieren: Die neuere Forschung tendiert dazu, die Provinz Samaria in einer kontinuierlichen Entwicklung seit der assyrischen Eroberung zu beschreiben und die kulturelle sowie religiöse Kontinuität Samarias zu betonen. Neben Jerusalem bestand auch in Samaria ein Zentrum der JHWH-Verehrung mit eigenem Heiligtum (Garizim), das spätestens seit dem 5. Jh.v.Chr. in Betrieb gewesen sein dürfte. Diese Ergebnisse sollen für die alttestamentliche Wissenschaft fruchtbar gemacht werden, denn in Bezug auf die Genese und den theologiegeschichtlichen Hintergrund des Alten Testaments blieben die Kontakte und Interaktionen beider israelitischer Kulte bisher entschieden unterbewertet: A) Das derzeitige Paradigma einer von gegenseitigen Rivalitäten und sich stetig verschärfenden Konflikten geprägten nach-exilischen Zeit ist dringend revisionsbedürftig. B) Der Einfluss des Macht- und Kulturzentrums Samarias auf die judäische Überlieferung ist kaum zu überschätzen (etwa der gemeinsame Pentateuch). Ziel der Untersuchung ist es, die Verhältnisse beider Nachbarn zueinander im Horizont theologiegeschichtlicher und literarhistorischer Fragen des Alten Testaments zu eruieren. Begründung der Projektverlängerung: Der Fortsetzungsantrag knüpft unmittelbar an diese Themenstellung an und erweitert diese um einige Problemfelder. Die Projektverlängerung ist aus drei Gründen erforderlich: 1.) Der erhöhte Arbeitsaufwand bei der Bearbeitung archäologischer Quellen: Wegen der immer noch lückenhaften Publikationssituation und der aus politischen Gründen nur eingeschränkt zugänglichen Quellen für die Region Samaria war ein erhöhter und zeitaufwändiger Recherche- und Forschungsbedarf vor Ort (Forschungsaufenthalt Oktober 2015 in Israel) vonnöten. Zudem macht der von mir geforderte Paradigmenwechsel bei der Beurteilung der samarisch-judäischen Verhältnisse eine von Grund auf neu anzugehende Re-Evaluation des archäologischen Befundes erforderlich, welche beim Erstantrag noch nicht zu erwarten gewesen war. 2.) Die Ausweitung der Textbasis: Während der Bearbeitung hat sich die Notwendigkeit ergeben, die Textgrundlage von Esr/Neh und 2 Kön 17 auf die Chronikbücher als die für die persisch-hellenistische Zeit neben Esr/Neh umfänglichste und für die Samaritaner-Polemik aufschlussreichste Quelle auszuweiten. Ziel ist die Einzelexegese einschlägiger Texte und Erfassung der Gesamtintention. 3.) Die Dekonstruktion von Josephus: Der geforderte Paradigmenwechsel bedeutet eine grundsätzliche Kritik an der Geschichtsfiktion des Josephus. Seine Geschichtssicht wird in jüngster Vergangenheit allerdings wieder verstärkt rehabilitiert. Um in angemessenem Maße in der Studie zwischen Geschichte und Fiktion späterer Zeit unterscheiden zu können, muss sich in die gegenwärtige, heterogene Josephus-Forschung eingearbeitet und gezielte Werkkritik und Einzelexegese in Josephus Opus betrieben werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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