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Das Kultzentrum des Sonnengottes von Heliopolis (Ägypten)

Fachliche Zuordnung Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung Förderung von 2012 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 223572664
 
Der Sonnenkult war über drei Jahrtausende das zentrale Element der altägyptischen Religion und Heliopolis sein Zentrum - Der Platz der Weltschöpfung und ein landesweiter Referenzpunkt. Die architektonische Gestaltung und landschaftliche Einbettung von Heliopolis sind Gegenstand zahlreicher Hypothesen, die überwiegend auf dekontextualisierten Objekten beruhten. Die Unkenntnis zum Ort wird zusätzlich durch die politische Instabilität verschärft, die seit der Revolution von 2011 auf dem Tempelgrund zu wilden Landnahmen führte. Die Ausgrabungen der Pilotphase 2012-2015 führten im Frühjahr 2015 zu der Entdeckung von Tempelreliefs der Regierungszeit Nektanebos I. im frühen 4. Jh. v. Chr. Hierbei wurde erstmals eine kleinteilige Vorgehensweise unterhalb des Grundwasserspiegels erprobt. Zugleich wurden im Rahmen des geophysikalischen und geomorphologischen Surveys substantielle Überreste des Haupttempelgebäudes relokalisiert. Darüber hinaus konnte eine spätpleistozäne Sandablagerung identifiziert werden: An einer ihrer Erhebungen wurde der Sonnentempel errichtet, dessen Position durch den Obelisken Sesostris I. angezeigt wird. Die Relokalisierung der Lehmziegelumwallung des sog. Hohen Sandes resultierte in der Annahme, dass dieses Bauwerk mit einem Durchmesser von 400 m eine Flutschutzmaßnahme für den heiligen Zentralgrund des Tempels, von dem nach ägyptischer Weltsicht die Schöpfung ihren Ausgang nahm, darstellt. Die Unternehmung wird sich 2016-2019 auf vier zentrale Anliegen konzentrieren: Der Lehmziegelwall des sog. Hohen Sandes mit seiner Breite von ca. 40 Metern diente als höher gelegener Baugrund für mindestens ein Heiligtum des 4. Jhs. v. Chr. Hierdurch begründet kann dieses Sanktuar in einer geringen Tiefe erreicht werden. Damit wird es möglich, lang tradierte Textquellen zu Heliopolis mit in-situ Befunden vor Ort am Beispiel des Tempels Nektanebos I. zu verifizieren. Die Lokalisierung von steinernen Mauerzügen in der Nähe des Obelisken Sesostris I. erlaubt es erstmals, die astronomischen Grundlagen der Tempelorientierung exakt zu messen und mittels kleinerer Sondagen auch zu datieren. Die geophysikalischen Survey-Ergebnisse zeigten nämlich an, dass die ursprüngliche Tempelausrichtung nicht der Orientierung der Umfassungsmauern des 2. und 1. Jts. v. Chr. entspricht. Die Relokalisierung des sog. Hohen Sandes ermöglicht zudem seine Datierung und die Bergung von wieder verwendetem Fundgut des 3. Jts. v. Chr. Der geoarchäologische Rahmen wird durch die Fortführung der Bohrungen erarbeitet, die primär die naturräumlichen Voraussetzungen und die Erstbesiedlung zum Ziel haben. Die Daten werden, zusammen mit einer Aufarbeitung älterer, unpublizierter Ausgrabungen, in einem GIS zusammengeführt und verifizierbar.Die Anwendung verschiedener Methoden führt somit von dem Ambiente der Mythenbildung zu deren realweltlichen Transformation in die Großinstitution des frühstaatlichen Reichstempels.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Belgien, Frankreich
 
 

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