Detailseite
Projekt Druckansicht

Anerkennung, Abwertung und Erfolgsstreben

Antragsteller Professor Dr. Jan Delhey
Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2015 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 268293664
 
Die Spirit-Level-Theorie von Wilkinson & Pickett (2010) behauptet einen Kausalzusammenhang zwischen gesellschaftlicher Ungleichheit und den gesundheitlichen und sozialen Problemen in reichen Gesellschaften, vermittelt über Statusängste und den mit ihnen verbundenen Stress. Im Vorgängerprojekt "Ungleichheit, Statusängste, Lebensqualität. Eine Überprüfung und Erweiterung der Spirit-Level-Theorie für Europa" wurden zentrale Aspekte der Theorie mit Daten des European Quality of Life Survey untersucht. Dabei wurden Statusängste als pauschale Inferioritätswahrnehmung operationalisiert. Im Fortsetzungsprojekt sollen nun wichtige Forschungslücken adressiert werden, die in zwei Projektbausteinen organisiert sind:Baustein „Anerkennung und Abwertung“. Wir wollen identifizieren, in welchen konkreten Situationen die Menschen Inferioritätserfahrungen machen: Wer fühlt sich wo durch wen und warum geringgeschätzt? Wir versprechen uns Aufschluss darüber, mit welche typischen Abwertungssituationen sich Menschen in verschiedenen sozialen Lagen konfrontiert sehen. Weiterhin wollen wir erstmalig auch positive Statuserfahrungen untersuchen, also soziale Wertschätzung. Wer erfährt Wertschätzung durch andere, in welchen Situationen, und mit welchen Konsequenzen für das subjektive Wohlbefinden? Die Datengrundlage für diesen auf Deutschland bezogenen Projektbaustein ist eine vom Antragsteller bereits eingeworbene Umfrage zu „Alltagserfahrung von Anerkennung und Abwertung“ im Rahmen des SOEP-Innovation-Sample 2016, deren Daten ab Herbst 2017 zur Auswertung bereitstehen.Baustein „Erfolgsstreben – die Statusangst der Mittelschicht?“. Während sich Inferioritätsgefühle in benachteiligten Gruppen konzentrieren, vermuten wir, dass sich die Statusängste der Mittelschicht eher in statusorientiertem Erfolgsstreben ausdrücken. Da heutige Gesellschaften immer noch Mittelschichtgesellschaften sind, ist es zentral, mehr über die in dieser Schicht relevanten Statusängste zu erfahren. Hinsichtlich der Determinanten erwarten wir, dass Erfolgsstreben einen aufsteigenden sozialen Gradienten hat, also in der Mittelschicht am häufigsten ist, und durch kontextuelle Ungleichheit angereizt, zugleich aber durch kontextuellen Wohlstand abgemildert wird. Mit Blick auf die Folgen vermuten wir ferner, dass Menschen mit starkem Erfolgsstreben ein geringeres subjektives Wohlbefinden haben und dass kollektives Erfolgsstreben ein Nährboden v.a. für solche sozialen Probleme ist, die keinen oder einen aufsteigenden sozialen Gradienten haben, wie z.B. Alkoholkonsum. Die Empirie für diesen Projektbaustein basiert auf dem European Social Survey für 22-29 Länder für den Zeitraum 2002-2014.Beide Projektbausteine werden vor dem Hintergrund der Ergebnisse aus dem Vorgängerprojekt bearbeitet, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen sozialer Geringschätzung und Wertschätzung einerseits sowie zwischen dem Erfolgsstreben der Mittelschicht und dem Inferioritätsgefühl der Unterschicht herauszuarbeiten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung