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Die faire Aufteilung von Verlusten

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Wirtschaftstheorie
Förderung Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 362787969
 
Verteilungsprobleme gehören zu den Herausforderungen von individuellen und korporativen Akteuren. Die aktuelle Covid-19-Krise zeigt, dass in der Realität nicht nur Gewinne verteilt werden. Häufig wird über die Verteilung von Kosten (z.B. monetäre durch die Pandemie) und Mangel (mal nur an Toilettenpapier, mal aber auch an Beatmungsgeräten und Intensivbetten), allgemein also Verluste, verhandelt. Es stellt sich daher die Frage, wie sich Akteure in derartigen Verlustsituation verhalten und welchen Einflüssen ihr Verhalten unterliegt.Unser Instrumentarium zur Untersuchung der Fragen hat sich im Vorgängerprojekt bewährt und soll beibehalten werden. Konkret heißt dies, dass wir weiterhin die Spieltheorie mit Annahmen der Prospekttheorie kombinieren und auf Ultimatum- (UG) und Diktatorspiele (DG) anwenden, um die Rolle von Fairness bei der Verteilung von Verlusten zu untersuchen. Wir konnten bereits zeigen, dass sich Verluste mit einem monetären Prepaid-Mechanismus realistisch auf Probanden induzieren lassen und dass sich Menschen bei einmaligen Verlustentscheidungen weniger großzügig verhalten als bei gleichartigen Entscheidungen im Gewinnbereich. Unsere Befunde deuten darauf hin, dass das Erodieren der Fairnessnormen durch eine Interaktion vorhandener Fairnesspräferenzen (injunktive Norm) der Probanden und unserer experimentellen Manipulation der normativen Erwartungen (deskriptive Norm) zustande gekommen ist.Im Folgeantrag wollen wir dies auf zwei Ebenen weiterverfolgen. Wir wollen (1) die schon im Vorgängerantrag vorgesehenen, jedoch durch die Covid-19-Krise unterbundenen (da Laborexperimente nicht mehr möglich waren), Experimente zu einmaligen Entscheidungen mit Sanktionsmöglichkeiten im Verlustbereich durchführen. Es ist bekannt, dass bereits (kostenträchtige) Sanktionsmöglichkeiten zu kooperativem (hier: fairem) Verhalten führen können, ohne dass die Sanktionen tatsächlich vollzogen werden müssen. Die Übertragung auf den Verlustbereich ist nicht trivial, da kostenträchtige Sanktionen hier nicht - wie in Laborexperimenten üblich - zu weiteren entgangenen Gewinnen führen, sondern zu zusätzlichen Verlusten. Dies macht Sanktionierungen und damit die Stabilisierung der Fairnessnorm unwahrscheinlicher.Wir wollen (2) die Robustheit der Fairnessnorm gegenüber geänderten Erwartungen in wiederholten Entscheidungen untersuchen. Wir erwarten, dass sich anfänglich robuste Fairnessentscheidungen über die Zeit ändern, wenn sich die Erwartungen zum Entscheidungsverhalten anderer Akteure (deskriptive Norm) als falsch erweisen. In einer Pilotstudie mit wiederholten DG konnten wir ein Erodieren der Fairnessnorm über wiederholte Entscheidungen hinweg, sowohl im Gewinn-, als auch im Verlustbereich zeigen. Auch unterscheidet sich die Verhaltensdynamik im Verlustbereich von der im Gewinnbereich. Diese Befunde wollen wir in unserem Fortsetzungsantrag systematisch mit dem bisherigen Instrumentarium in einer Experimentserie mit wiederholten DG und UG untersuchen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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