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"Masse" und "Kraft" zwischen Mittelalter und Neuzeit: Terminologisierung und theoriengeschichtliche Bedeutung in Metaphysik und Physik

Subject Area History of Philosophy
Term from 2009 to 2015
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 112168319
 
Final Report Year 2017

Final Report Abstract

Das Projekt widmete sich der Untersuchung zentraler Begriffe bzw. Termini in der Geschichte von Philosophie und Naturwissenschaften, speziell im Überschneidungsbereich von Metaphysik und Physik. Insbesondere die Termini „Masse“ und „Kraft“, die in beiden Disziplinen von besonderer Relevanz sind, sollten einschließlich angrenzender Termini hinsichtlich ihrer Bedeutungen und ihres Bedeutungswandels untersucht werden. Damit intendierte das Projekt neue historische und systematische Erkenntnisse zur Konzeptualisierung und Terminologisierung in der theoretischen Philosophie und zu der wissenschaftsgeschichtlich noch relativ wenig erforschten, aber äußerst innovatorischen Übergangszeit vom Spätmittelalter zur frühen Neuzeit. Da der Impetusbegriff des Mittelalters als Vorläufer des modernen Kraftbegriffs gelten kann, hatte man sich in der Forschung intensiver mit der entsprechenden Thematik und den Texten jener Zeit auseinandergesetzt. Dieser Zugang sollte ergänzt, aktualisiert und weitergeführt werden. Auch wenn Duhems These als nicht tragfähig gilt, ist der Begriff des Impetus immer noch als eine zentrale Facette in der Entwicklung des Kraftbegriffs zu sehen und stellt eine Eigenleistung des Mittelalters gegenüber Aristoteles dar. Als ein Projektergebnis werden nun vier besonders bedeutende Texte zur Impetustheorie zusammengestellt, z.T. neu ediert und übersetzt sowie ausführlich eingeleitet und kommentiert. Eine der wichtigsten Debatten um das wahre Wesen der Natur in der früheren Neuzeit war der Streit um das Kraftmaß zwischen den Leibnizianern und Cartesianern. Er wird heute gelegentlich als obsolet bezeichnet, denn „Kraft“ ist primär ein metaphysischer Begriff, und es gibt insofern keinen empirischen Ansatzpunkt für eine mathematische Formulierung. Chun-Fa Liu vertritt die Ansicht, dass der genannte Streit auf die metaphysische Theorie der Natur zurückgeführt werden muss. Der Meinungsunterschied liege letztlich weniger in der Berechnung der Natur durch Mathematik als vielmehr im Verständnis des Kraftbegriffs und damit in der metaphysischen Einsicht in das Wesen der Natur überhaupt. Chun-Fa Lius These besagt: Ontologisch betrachtet entspricht der Kraftbegriff bei Descartes der subjektiven Idee der Wirkursache. Für Leibniz dagegen gehöre die Kraft zum Wesen der Substanz.

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