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Interdisziplinäre Studien zur römischen Landnutzung im Umfeld des antiken Steinbruchgebietes und Töpferzentrums bei Mayen

Fachliche Zuordnung Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung Förderung von 2010 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 114667380
 
Erstellungsjahr 2012

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Segbachtal erwies sich als wichtige archäologische Quelle für eine weiterführende Bewertung der römischen Mühlsteinindustrie im Umland von Mayen. Es zeichnet sich ebenso durch zahlreiche römische Fundstellen aus wie durch seine Nähe zu den bedeutenden Mühlsteinbrüchen. Die Arbeiten konzentrierten sich auf die beiden Villenkomplexe "Im Winkel" und "Lungenkärchen". Geophysikalische Untersuchungen klärten die Grundrisse der Bauten, wobei sich die "Villa" von "Lungenkärchen" überraschend als Axialanlage erwies. Beide Siedlungsplätze bestanden wohl schon in der frühen Kaiserzeit. Insofern könnte die Anlage beider Villen durchaus mit der Ausweitung der Mühlsteinproduktion ab augusteischer Zeit zusammenhängen. Erst mit dem Ausbau in Stein im ersten Jahrhundert und in flavisch-traianischer Zeit wird jedoch der durch die Mühlsteinindustrie generierte Wohlstand archäologisch fassbar. Anders als ursprünglich vermutet war die Haupterwerbsquelle beider Villen wohl nicht die Land- und Forstwirtschaft. Vielmehr zeigen sich unmittelbare Bezüge zu Steinabbau und Mühlengewerbe. Die Axialvilla von "Lungenkärchen" sowie weitere repräsentative Villen in direkter Nachbarschaft unterstreichen das wirtschaftliche Potenzial des Reviers. Als weiterer Siedlungstyp kommt der bislang nur geophysikalisch erfasste "vicus" auf der Flur "Terl" hinzu, dessen Bewohner ebenfalls im Mühlsteingewerbe tätig gewesen sein könnten. Gleichzeitig zeugen Auelehme im Bachtal von einer intensiven agrarischen Nutzung im Einzugsgebiet des Segbachs. Offensichtlich erfolgte die Versorgung des Reviers durch Gutshöfe im weiteren Umland. Die Krise nach der Mitte des 3. Jahrhunderts brachte auch im Segbachtal tief greifende Veränderungen. Auf Phasen der Zerstörung folgte an beiden Siedlungsstellen eine Konsolidierung. Erstmals tritt staatlicher Einfluss in Form militärischer Präsenz hervor. Mit dem befestigten Getreidespeicher „Im Winkel“ fassen wir ein militärisches Moment, welches der Sicherung und Aufrechterhaltung von Versorgung und Infrastruktur im Steinbruchrevier diente. Offensichtlich entstand der Speicher im Zuge desselben Bauprogramms wie die Höhenbefestigungen entlang der Nette, die um 300 n. Chr. zum Schutz des Wirtschaftszentrums Mayen errichtet wurden. Nach Ausweis der archäologischen Funde reicht die römische Besiedlung im Segbachtal bis mindestens in das erste Drittel des fünften Jahrhunderts. Dabei indiziert insbesondere der Getreidespeicher "Im Winkel", dass auch ein intensiver Steinbruchbetrieb bis in diese Zeit andauerte.

 
 

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