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Erschließung, Auswertung und Analyse eines europäischen Netzwerkes des protestantischen Nonkonformismus um 1700 ausgehend von Friedrich Brecklings "catalogus testium veritatis"

Fachliche Zuordnung Evangelische Theologie
Förderung Förderung von 2009 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 116653418
 
Erstellungsjahr 2014

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt sah sich nach kurzer Zeit vor die Aufgabe gestellt, ein weit größeres Terrain an Personen und Quellen abstecken zu müssen, als dies ursprünglich vorgesehen und beantragt worden war. Es leistete sogar umfangreiche Vorarbeiten zu einem möglichen Folgeprojekt, das im Ausgang von Brecklings Korrespondenz einzelne Konstellationen des niederländischen Dissidentenmilieus tiefer in den Blick nehmen könnte. Dass nicht alle der 1.050 Zeugen Brecklings extern identifiziert werden konnten, fällt nicht so schwer ins Gewicht, da Edition und Handbuch diese Personen als Referenzquelle verbürgen. Insgesamt hat sich ergeben, dass die Funktionen und Strukturen des Brecklingschen Netzwerkes erheblich präzisiert werden konnten und es insgesamt auch gelang, über die Rolle des Netzwerkers hinaus neue Facetten im Bild dieses Dissidenten zu erschließen. Es sind vor allem drei Überraschungen, die hier zusammenfassend benannt seien: 1. Ging der DFG-Antrag von 2009 noch von einer Anzahl von ca. 800 Wahrheitszeugen aus, war ein überraschendes Ergebnis der vollständigen Transkription und Emendation der Quelle, dass es sich in Wirklichkeit um ca. 1050 Wahrheitszeugen handelt, das Netzwerk also viel umfassender und dichter ist, als ursprünglich angenommen worden war. 2. Ein Abgleich mit dem 1702 von Johann Dittmar angelegten Verzeichnis der sog. ,Deutschen Freunde der Philadelphischen Gesellschaft' in London, dessen Original ebenfalls in der Forschungsbibliothek Gotha aufbewahrt wird, belegte zudem die starke Verflechtung beider Gruppen. Allein 55 der 70 von Dittmar verzeichneten Unterstützer der Philadelphischen Gesellschaft werden von Breckling als ,Wahrheitszeugen' bezeichnet. Dies kann als Beleg für die starke Durchdringung nonkonformer Netzwerke um 1700 gewertet werden. 3. Eine dritte ,Überraschung' resultierte u.a. aus von uns neu aufgefundenen Briefen Brecklings an August Hermann Francke, die sich heute in der Königlichen Bibliothek in Den Haag befinden. Sie belegen, dass Breckling während seiner Den Haager Zeit als Untergrundbibliothekar im Dissidentenmilieu gewirkt hat. Dies schließt eine erhebliche Lücke in seiner Biographie und erlaubt es, seine Attraktivität für Besucher und Reisende während seiner letzten beiden Lebensjahrzehnte neu einzuschätzen. Im Wissen um diese Tätigkeit lassen sich jetzt eine Vielzahl von Nachlassquellen in ihrem ,Sitz im Leben' neu zuordnen. Vor allem über die Breckling-Ausstellung zum 300. Todestag 2011 wurde in den lokalen Zeitschriften berichtet.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Briefe, 1660-1711. Repertorium mit Arbeitsedition. Hg. von Guido Naschert. 2 Teilbde. Gotha 2011, Bd. 1: Texte (675 S.), Bd. 2: Register, Materialien, Verzeichnisse (230 S.)
    Guido Naschert (Hrsg.); Friedrich Breckling
  • Friedrich Breckling (1629-1711). Prediger, „Wahrheitszeuge" und Vermittler des Pietismus im niederländischen Exil. Katalog zur Ausstellung zu seinem 300. Todestag. Bearbeitet von Mirjam Pohl. Halle: Verlag der Franckeschen Stiftungen 2011
    Guido Naschert, Brigitte Klosterberg Hg.
  • Prekäres Wissen. Eine andere Ideengeschichte der Frühen NeuzeiL Berlin: Suhrkamp 2012
    Mulsow, Martin
  • Knorr von Rosenroth als ,Wahrheitszeuge' Friedrich Brecklings. In: Morgen-Glantz. Zeitschrift der Christian Knorr-von Rosenroth-Gesellschaft 23 (2013), S. 131-152
    Guido Naschert
  • „Zur Rettung derer bißher unter dem Nahmen des Vnkrauts unschüldig verfolgeten Kinder Gottes". Friedrich Brecklings Projekt einer Verzeichnung von ,Wahrheitszeugen' im Kontext von Toleranzdiskurs und Ketzergeschichte. In: Verteidigung als Angriff. Apologie und ,Vindicatio' als Möglichkeiten der Positionierung im gelehrten Diskurs. Hg. von Michael Multhammer. De Gruyter, 2015 (Frühe Neuzeit, 197)
    Guido Naschert
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1515/9783110434507)
 
 

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