Altersdifferenzen der Emotionsregulation von Lehrkräften bei belastenden Unterrichtssituationen
Final Report Abstract
Von Lehrkräften wird erwartet, dass sie nicht nur das Verhalten, die kognitiven Leistungen und die Emotionen ihrer Schülerinnen und Schüler im Zaum halten können, sondern insbesondere auch ihre eigenen Emotionen. Im Unterricht treten oft emotional belastende Situationen auf, in denen eine angemessene Haltung der Lehrkräfte entscheidend ist. Die Erfahrung zeigt, dass bei noch unerfahrenen Lehrkräften kurz nach Berufseinstieg und bei älteren Lehrkräften gegen Ende der Berufslaufbahn (erhöhte Vulnerabilität; Chronifizierung bzw. Expositionsdauereffekte)dem Umgang mit Emotionen ein gesundheitskritischer Stellenwert zukommt (Philipp & Schüpbach, 2010b). Den Fragen, wie Lehrkräfte mit ihren Emotionen umgehen, welche über lange Zeit im Beruf gesund bleiben, und wie diese Verhaltensweisen in Form von Trainings im Umgang mit emotional belastenden Situationen an gesundheitlich gefährdete Lehrkräfte weiter gegeben werden können, kommt somit eine hohe Relevanz zu. Zum Zusammenhang von Emotionsregulation (d.h. dem Umgang mit eigenen Gefühlen) und Wohlbefinden existiert bereits eine Vielzahl querschnittlicher Befunde. Dabei zeigt sich, dass es unterschiedliche Strategien der Emotionsregulation zu unterscheiden gilt und dass dabei persönlichen Einstellungen (faking in bad faith vs. faking in good faith; Krause et al., 2008; Philipp & Schüpbach, 2008b) eine hohe Bedeutsamkeit zukommt. Längsschnittliche Studien, welche die Entwicklungsdynamik der Emotionsregulation aufzeigen, lagen noch kaum vor (Côté & Morgan, 2002; Hülsheger, 2007). Die im ersten Projektabschnitt durchgeführte Längsschnittstudie machte eindrucksvoll deutlich, dass der Entwicklung dysfunktionaler Prozesse frühzeitig gegengesteuert werden muss. Lehrkräfte, welche bereits zu emotionaler Erschöpfung tendieren, nutzen weniger gesundheits- und wohlbefindensförderliche Strategien und verbergen sich eher hinter einer oberflächlichen, sachlich-neutralen Haltung. Es besteht somit die Gefahr der Herausbildung eines „Teufelskreises“. Schaffen es Lehrkräfte dagegen, einen Einklang zwischen ihren spontan aufkommenden und den für die Situation als angemessen erachteten Emotionen zu finden (deep acting), so trägt dies dazu bei, dass sie im Beruf bessere gesundheitliche Werte aufweisen (Philipp & Schüpbach, 2010a). Das Neue Deutschland hat darauf auch im Rahmen eines Berichtes über den Workshop des SPP auf dem International Congress of Psychology (ICP) 2008 in Berlin berichtet. Im Berufsalltag gelingt Emotionsregulation nicht immer spontan und dysfunktionale Formen der Emotionsäußerung schleichen sich leicht ein. Strategien wie deep acting oder faking in good faith sollten daher in belastenden Unterrichtssituationen immer wieder ganz bewusst und gezielt eingesetzt und in Trainingsmaßnahmen - unter Nutzung von Möglichkeiten der kollegialen Beratung - geschult und verfeinert werden. Als Grundlage dazu können die Ergebnisse einer aktuellen Feldstudie dienen, in der konkrete Techniken im Umgang mit konkreten emotional belastenden Unterrichtssituationen ermittelt wurden.
Publications
-
(2006). Altersdiversität in Lehrerkollegien: Kooperation und Konflikte zwischen Altersgruppen an Schulen. Zeitschrift für Arbeitswissenschaft, Vol. 60. 2006, Issue 3, pp. 197-205.
Krause, A., Philipp, A. & Schüpbach, H.
-
(2007) Emotionsregulation bei verschiedenen Dienstleistungsberufen unter Berücksichtigung alters- und erfahrungsbezogener Veränderungen.
In: Gesellschaft für Arbeitswissenschaft (Hrsg.), Kompetenzentwicklung in realen und virtuellen Arbeitssystemen-Bericht zum 53. Kongr. der Gesellschaft für Arbeitswissenschaft vom 28.Febr. -2. März 2007 an der Otto-von-Guericke-Univ. Magdeburg (S. 793-796). Dortmund: GfA-Press.
Philipp, A., Krause, A., Bader, F. & Schüpbach, H.
-
(2008) A differentiated view on strategies of emotional labor of
teachers. Proceeding for the 23rd Annual Conference of the Society for Industrial and Organizational Psychology vom 10.-12. April 2008 in San Francisco (USA).
Philipp, A. & Schüpbach, H.
-
(2008) Arbeitsfähigkeit von Lehrkräften und Emotionsregulation
im Unterricht. In: (15 : 2008 : Laubach) Beitrag zum 15. Workshop Psychologie der Arbeitssicherheit und Gesundheit 19.-21. November 2008 in Laubach, Kröning: Asanger-Verlag, S. 149-152.
Philipp, A. & Schüpbach, H.
-
(2008) Schulen als soziotechnische Systeme. In: A. Krause, H. Schüpbach, E. Ulich & M. Wülser (Hrsg.), Arbeitsort Schule. Organisations- und arbeitspsychologische Perspektiven. 2008. pp. 309-334, Wiesbaden: Gabler
Schüpbach, H.
-
(2008). Altersdifferenzen in der Arbeitsfähigkeit von
Lehrkräften. Wirtschaftspsychologie, Themenheft "Alter und Arbeit", Jg.10. 2008, Issue 3, pp. 83-93.
Philipp, A., Schüpbach, H. & Krause, A.
-
(2008). Emotionsregulation von Lehrkräften: Umgang mit Gefühlen als Teil der Arbeit. In: A. Krause, H. Schüpbach, E. Ulich & M. Wülser (Hrsg.), Arbeitsort Schule. Organisations- und arbeitspsychologische Perspektiven. S. 309-334, Wiesbaden: Gabler.
Krause, A., Philipp, A., Bader, F. & Schüpbach, H.
-
(2009) Age-related differences in emotion regulation of teachers
during demanding situations in class. Präsentation auf dem 14th European Congress of Work and Organizational Psychology im Rahmen des Symposiums „Risks and benefits of an aging workforce“ vom 13.-16. Mai, Santiago de Compostela. pp 149-173
Philipp, A. & Schüpbach, H.
-
(2009). Alters- und gesundheitsspezifische Unterschiede in der
Emotionsregulation von Lehrkräften im Verlauf belastender Unterrichtssituationen. Präsentation auf der 6. Fachtagung der Arbeitsgruppe Arbeits- und Organisationspsychologie der
DGPs im Rahmen der Arbeitsgruppe „Alterseffekte auf Motivation, Innovation und subjektives Erleben während der Arbeit“ vom 9.-11. September, Wien.
Philipp, A. & Schüpbach, H.
-
(2010) Berufsaltersbedingte Veränderungen im Umgang mit belastenden Unterrichtsepisoden. Zeitschrift für Arbeitswissenschaft, Vol. 64.2010, Issue 3, pp. 161-173.
Philipp, A. & Schüpbach, H.
-
(2010) Gesundheit, Arbeitssituation und Leistungsfähigkeit der Lehrkräfte. In: P. Paulus (Hrsg.), Bildungsförderung durch Gesundheit:
Bestandsaufnahme und Perspektiven für eine gute gesunde Schule (S. 57–85). Weinheim: Juventa
ISBN 978-3-7799-1977-3
Krause, A., Meder, L., Philipp, A. & Schüpbach, H.
-
(2010) Longitudinal effects of emotional labour on emotional
exhaustion and dedication of teachers. Journal of Occupational Health Psychology, Vol 15. 2010, Issue 4, pp. 494-504.
Philipp, A. & Schüpbach, H.