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Entortung, hybride Sprache und Identitätsbildung. Zur Erfindung von Sprache und Identität bei Franz Kafka, Elias Canetti und Paul Celan

Antragsteller Dr. Patrice Djoufack
Fachliche Zuordnung Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Förderung Förderung von 2005 bis 2008
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 12774795
 
Die Tatsache, dass deutschsprachige Schriftsteller jüdischer Abstammung wie Franz Kafka, Elias Canetti und Paul Celan trotz Erfahrungen der Entortung - der Diaspora, der Assimilation, des Exils und des Holocaust - deutsch schreiben, lässt sich als Strategie begreifen, wodurch sie der unterdrückenden Macht einer dominanten Sprache und Kultur Widerstand zu leisten trachten. Sie unternehmen den Versuch, eigene neue Sprachen und Identitäten zu konstruieren, indem sie ihr Eigenes in die deutsche Sprache und Kultur einpflanzen. Deutsch schreiben heißt bei ihnen, sich einer von außen aufgezwungenen Sprache zu bedienen, sich diese aber zugleich zu eigen zu machen und sie dadurch zu verwandeln. Untersucht wird, ob und inwieweit die deutsche Sprache bei diesen Autoren als ein „monolinguisme de l’autre“ (Derrida), eine Einsprachigkeit des Anderen, begriffen und analysiert werden kann. Im Hinblick darauf, dass Derrida eine Einsprachigkeit des Anderen als kolonialistisch identifiziert, und Stuart Hall und Homi K. Bhabha Identität im Rahmen eines postkolonialen Diskurses bestimmen, schreiben sich meine Analysen in den Zusammenhang einer postkolonialistischen Debatte ein. Sie verstehen sich als Versuch, die in dieser Debatte entfalteten philosophischen, kulturtheoretischen und literaturwissenschaftlichen Diskurse zur Untersuchung der Konstitution von Sprache und Identität und zur Kritik von Macht- und Gewaltmechanismen heranzuziehen, wie sie speziell am Beispiel der genannten deutschsprachigen Autoren jüdischer Abstammung vorgenommen werden können.Andererseits soll erkundet werden, auf welchem Wege die wegen kultureller Dominanz unterdrückte Sprache, Kultur und Identität in das Andere aufgenommen und verwandelt und wie ihnen dadurch zu einem Fortleben verholfen wird. Die Studie soll deutlich machen, dass Sprache und Identität, welche sich gern als authentisch behaupten möchten, für deutschsprachige Schriftsteller jüdischer Abstammung immer im Zwischenraum zwischen Eigenem und Fremdem zu verorten sind und für sie erst in Prozessen der Übersetzung, der Differenz entstehen. Übersetzung wird hierbei als dichterisches Prinzip aufgefasst. Die Untersuchung soll die wissenschaftliche Diskussion über den Gegenstand vertiefen und erweitern sowie eine Relevanz postkolonialer Theorien für die deutschsprachige Literatur ausloten, mit der Erwartung, neue Einsichten zu gewinnen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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