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Siedlungsweise und Subsistenzstrategien bei den vorspanischen Chachapoya, Perú

Antragsteller Dr. Klaus Koschmieder
Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2005 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 12918184
 
Erstellungsjahr 2010

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die archäologischen Untersuchungen zum Thema „Siedlungsweise und Subsistenzstrategien bei den vorspanischen Chachapoya" umfassten eine systematische Oberflächenbegehung (Prospektion) sowie Ausgrabungen an mehr als 20 Siedlungs- und Bestattungsplätzen nordöstlich der Ortschaft Lámud, Provinz Luya, Departamento Amazonas (Perú). Nach den Ergebnissen der ersten beiden Feldkampagnen wurde zunächst vermutet dass die abgelegene und schwer zugängliche Region vor der Ankunft der Chachapoya-Gruppen (ca. 1000 u.Z.) unbewohnt gewesen war. Die bis gegen Ende 2007 dokumentierten 182 Fundplätze gehörten alle der archäologischen Chachapoya-Kultur an. Einige zeigten leichte Inka-Einflüsse und kolonialzeitliche Funde. Erst während der Schlussphase des „Jucusbamba-Projekts" (2009) konnten drei ältere Siedlungen auf den Hochflächen des Untersuchungsgebiets registriert werden. Sowohl die Architekturbefunde als auch die Objekte der materiellen Kultur, insbesondere die Keramik und die Steinartefakte, unterschieden sich grundlegend von denen der Chachapoya. Durchgeführte Testgrabungen auf dem Siedlungshügel von Lámud Urco enthüllten eine komplexe Stratigraphie mit insgesamt 3 Besiedlungsphasen. Die Ergebnisse führten zu der Erkenntnis, dass nach der Ankunft der Chachapoya die autochthone Bevölkerung verdrängt oder ausgelöscht wurde. Während der Oberflächenbegehungen, welche auf einer Fläche von 40 km2 und in Höhen zwischen 1500 und 2700 m durchgeführt wurden (2007/2009), konnten insgesamt 277 archäologische Fundplätze dokumentiert werden, wobei nur die drei Siedlungen Amtia, Lámud Urco und Tosán aus der Prä-Chachapoya-Zeit stammten. Zu den oberflächlich sichtbaren Zeugnissen der Chachapoya-Tradition gehören die typischen Rundhaussiedlungen, Terrassenanlagen, Wegesysteme, die vielfaltigen Bestattungsformen (u.a. anthropomorph ausgestaltete Lehmfiguren, Grabhäuser, Höhlen- und Abrissbestattungen) und die zahlreichen Felskunstorte (Felsmalereien und Petroglyphen). Die Untersuchung der Bestattungen führte zu der Erkenntnis, dass die linguistisch und ethnisch unterschiedlichen Chachapoya-Gruppen untereinander verfeindet waren. Eine große Anzahl der Skelette zeigte Knochenfrakturen und Trepanationen. Auch die von spanischen Chronisten erwähnte Kopfjagdpraxis konnte durch die archäologischen Befunde bestätigt werden. So zeigen Felsmalereien Kampfszenen sowie Krieger mit abgetrennten Köpfen und messerähnlichen Objekten in den Händen. Die Krieger wurden mit besonderen Grabbeigaben (u.a. Metallobjekte, Meeresschnecken) in Halbhöhlen bestattet. Sämtliche Objekte der materiellen Kultur konnten analysiert werden. Die Chachapoya-Keramik zeigt insbesondere eine ockerfarbene Bemalung auf hellem Hintergrund und (schlangenförmige) Tonapplikationen, wobei Schalen mit einem Standring überwiegen. Die Metallobjekte wurden zumeist aus einer Kupfer-Arsen-Legierung angefertigt, während die Textilien sowohl aus Baumwolle als auch aus Kamelidenfasern (Lama-Alpaca) gewebt wurden. Die aufgelesenen Steinobjekte sind sehr vielfaltig und dienten zumeist als Werkzeuge. Die organischen Überreste (Knochen, Mollusken, Pflanzenreste) wurden im Labor des Projektpartners Arqueobios (Nationale Universität Trujillo) analysiert. Die Ergebnisse deuten daraufhin dass sich die Chachapoya hauptsächlich von Mais und Kamelidenfleisch ernährten. Einige der Kulturpflanzen konnten nur durch spezielle Mikroskopuntersuchungen (Stärkekörner, Phytolithen) nachgewiesen werden. Das Projekt wurde sowohl von Fernsehteams (ZDF - Deutschland, Peru und Spanien) als auch von der wichtigsten Tageszeitung Perus (El Comercio - 4 Artikel) und Fachzeitschriften in Deutschland (Antike Welt, Epoc) journalistisch begleitet. Daneben wurden vom Autor Vorträge (u.a. Berlin, Bogota und Lima) imd Ausstellungen (Berkeley, USA) organisiert sowie mehrere wissenschaftliche Beiträge abgefasst.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • 2008 "En la Tierra de los Gigantes: Un Nuevo "Gigante" Encontrado en el Sitio Nor-Andino de Chichita, Perú." In: Arqueobios. Vol. 2, S. 28-39, Trujillo
    Gaither, C., K. Koschmieder y G. Lombardi
  • 28.1.2008 - „Die vorspanischen Chachapoya und ihre Kulturgüter in der Provinz Luya". Iberoamerikanisches Institut - Preußischer Kulturbesitz, Berlin
    K. Koschmieder
  • 18.9.2009 - "Los Chachapoya y sus Bienes Culturales en la Provincia de Luya, Noreste del Perú." Universidad Nacional de Trujillo, Trujillo, Perú
    K. Koschmieder
  • 24.3.2009 - „Los Chachapoya: Prehistoria y Cultura en los Andes Orientales." Universidad de los Andes, Facultad de Ciencias Sociales, Bogotá, Kolumbien
    K. Koschmieder
  • 27.3.2009 - "Los Chachapoya y sus Bienes Culturales en la Provincia de Luya, Noreste del Perú." Universidad Nacional de San Marcos, Lima, Perú
    K. Koschmieder
  • 2010 „Im Reich der Wolkenkrieger." In: Antike Welt, Nr. 1, S. 35-42, Mainz
    Zetzsche, V. y K. Koschmieder
  • 7.-9.1.2010 - „General Population Health of the Chachapoyas." Institute of Andean Studies, 50th Annual Meeting, Berkeley, Kalifornien, USA
    N. Stephens, C. Gaither u. K. Koschmieder
  • 7.-9.1.2010 - „Trauma Patterns among the Chachapoyas: New Evidence and Insights." Institute of Andean Studies, 50th Annual Meeting, Berkeley, Kalifornien, USA
    K. Darcy, C. Gaither u. K. Koschmieder
 
 

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