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Kulturelle Prozesse und Identitätsdiskurse im östlichen Europa
Antragstellerin
Professorin Dr. Monika Wingender
Fachliche Zuordnung
Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung
Förderung von 2009 bis 2012
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 129842262
Den thematischen Rahmen der fünf Projekte bilden Aspekte von Identitätsdiskursen im östlichen Europa, wobei bewusst der Vergleich zwischen mehreren Regionen – auch in einzelnen Anträgen – angestrebt wird. Auch sind Untersuchungsebenen, methodische Instrumentarien und interdisziplinäre Schnittstellen in einer Weise aufeinander bezogen, welche die intensive interdisziplinäre Forschungskooperation im 2006 neu gegründeten Gießener Zentrum Östliches Europa (zum Zentrum vgl. Kap. 4) und insbesondere in seinen vier Forschungssektionen widerspiegelt. „Identität ist zu einem Begriff geworden, der tief in politische und gesellschaftliche Auseinandersetzungen eingedrungen ist und mit einer Selbstverständlichkeit benutzt wird, die in gar keiner Weise widerspiegelt, wie schwer es in der sozialwissenschaftlichen Forschung fällt, diesen Begriff klar zu fassen, mit empirisch untersuchbaren Prozessen zu verbinden und ihn dennoch davor zu bewahren, in ein starres Konzept verwandelt zu werden, das die Mannigfaltigkeit menschlicher Interaktion im Ablauf von Biographien und angesichts sozialen Wandels nicht in sich aufnehmen kann“1. Ziel des vorliegenden Antrags ist es, verschiedene Manifestationen und Repräsentationen von Identität im östlichen Europa in ihrer sprachlichen, medialen und politisch-rechtlichen Bedingtheit zu beschreiben und zu analysieren. Alle Projekte wählen dabei neue Fragestellungen und Zugänge auf Konstitutionsprozesse von Identität in einer Region, die sich sowohl in der Geschichte als auch in der Gegenwart durch komplexe kulturelle Interaktionen und Selbst- und Fremdabgrenzungen auszeichnet. Das östliche Europa ist durch Prozesse der Definition und Redefinition von Kulturen (z.B. Imperial- und Nationalkulturen, Sprachkulturen, Regionalismen) und Ideologien (z.B. vornationalstaatliche Reichsideen, Panslawismus und Panturkismus, sowjetische und kommunistische Ideologie(n), nationale Ideologien) von langer Dauer geprägt. Ziel des Projektverbundes ist zu ergründen, inwieweit diese Kulturen und Ideologien den Rahmen für die Verhandlung von Identitätsangeboten festsetzen, wandeln oder transformieren. Im Zuge der Verortung von kulturellen Formationen, Nationen und Staaten im europäischen Rahmen (vgl. etwa die Chiffren „Herz Europas“, Vorkämpfer und Schutzwall Europas) sowie als Region zwischen Europa und Asien (Eurasien, Brückenkonstruktionen) wurden und werden eine Vielzahl von Identitätskonstruktionen entwickelt und scheinbar evidente Kulturräume diskursiv geschaffen. Die Projekte des Paketantrags analysieren diese Zuschreibungen und Diskurse in ihrer Situativität und Plastizität, zeichnen Vermittlungswege sowie Kommunikationsprozesse nach und fokussieren auf aktuelle wie historische, nachhaltige/bleibende und ephemere Konstruktionen von Kultur- und Identitätsregionen. Identität wird dabei im Hinblick auf ihre literarische, sprachliche, politisch-historische, rechtliche und wirtschaftliche Dimension, die auch Kosten und Mechanismen von Identitätsentwürfen hinterfragen und in Relation zu kulturellen Prozessen betrachten, untersucht.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen