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GRK 1624:  Frequency as a Determinant in Usage-based Models of Language Change, Language Processing and Language Acquisition

Subject Area Linguistics
Term from 2009 to 2018
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 132034273
 
Final Report Year 2019

Final Report Abstract

In ihrer Gesamtheit bilden die im Kolleg 1624 „Frequenzeffekte in der Sprache“ im Laufe der neunjährigen Förderperiode entstandenen Arbeiten einen international sichtbaren und auch wahrgenommenen Beitrag zur sprachwissenschaftlichen Forschung im gebrauchsbasierten Paradigma. Sie überzeugen durch die Diversität des untersuchten Datenmaterials, die Vielfalt der untersuchten Objektsprachen, die Qualität der statistischen Modellierung sowie nicht zuletzt durch die Integration korpuslinguistischer und experimenteller Ansätze, nicht nur im Kolleg insgesamt, sondern auch innerhalb zahlreicher Einzelprojekte. Allen Beteiligten war klar, dass zeitgemäße gebrauchsbasierte Linguistik nicht auf der rein deskriptiven Ebene der Akkumulation von Frequenzdaten verharren durfte, sondern aus diesen Frequenzdaten durch theoriegeleitete Inferenz die jeweils relevanten Frequenzeffekte ableiten musste. In diesem Rahmen konnten wir in vielfältigen Zusammenhängen und sprachübergreifend die komplexe Interaktion zwischen Type- und Token-Frequenz bestätigen; und wir haben Frequenzeffekte bei der Sprachverarbeitung, beim Spracherwerb, beim Wandel sowie bei der soziolinguistischen Standardisierung bzw. Diversifizierung von Normen herausgearbeitet: Während eine hohe Type-Frequenz zu schnellerer Verarbeitung und größerer Produktivität beim Erlernen und beim Sprachwandel führt, kann eine hohe Token-Frequenz zu nahezu vollständiger Resistenz gegenüber Wandelprozessen führen oder diesen Prozess verlangsamen. Zusätzlich – und in einer Linie mit unserer gebrauchsbasierten Perspektive – haben unsere Studien die entscheidende Bedeutung des Sprecherwissens und des Grads der Vertrautheit mit neuen Form-Funktion-Assoziationen bei der Entscheidung für oder gegen die im jeweiligen Variationskorridor angelegten Optionen bestätigt. Eine weitere innovative Perspektive besteht darin, die Frequenzeffekte in niedrigfrequenten Kontexten zu untersuchen, um dem Eindruck entgegenzuwirken, dass nur hohe Frequenzen Effekte auslösen und dass gebrauchsbasierte Ansätze niedrigfrequente Regelmäßigkeiten nicht erklären können. Die wichtige Rolle „lokaler“, auf bestimmte diskursive Kontexte beschränkter Häufungen von Tokens sowie temporärer frequency bursts stand tendenziell in der zweiten Förderperiode stärker im Mittelpunkt als in der ersten, was den nicht unwillkommenen Nebeneffekt hatte, dass neben der statistischen Modellierung globaler Frequenzen in Korpora auch über die Integration von quantitativ-korpuslinguistischen und qualitativ-interaktionslinguistischen Perspektiven nachgedacht werden konnte. Viele Projekte befassten sich mit der Interaktion von Frequenz mit anderen Prozessfaktoren, wie etwa Salienz (Peter Racz, Vanessa Tölke) oder Rezenz (Peter Rácz, Bella Diekmann, Miriam Findt, Nikolay Hakimov, Ulrike Schneider, Malte Rosemeyer, Daniel Müller-Feldmeth), während andere Projekte die sprachinternen Konvergenzfaktoren, wie etwa Wortklasse (Michael Schäfer, Luke Bradley) oder Kontext (Maximilian Feichtner, Dennis Dressel), untersuchten. Die Forschung des GRK betrifft vorrangig die Grenziehung zwischen nature und nurture bzw. die Frage, ob es autonome, gebrauchsunabhängige sprachliche Regeln gibt. Die Studien zu Lern- und Erwerbsprozessen haben gezeigt, dass Generalisierungsprozesse entscheidend von der Distribution vor dem Hintergrund des jeweiligen Sprachstandes abhängig sind; die Studien zu Sprachwandel wiederum, dass sich feste, regelhafte Assoziationen von Form und Funktion durch spezifische Gebrauchsfrequenzen ändern bzw. schaffen lassen. Hier haben wir die Forschung vorangetrieben, indem wir nicht nur eine kleine Anzahl von häufig diskutierten Phänomenen untersucht, sondern das empirische, methodologische und theoretische Spektrum erweitert und verfeinert haben, indem wir die Untersuchungen an mehreren Objektsprachen sowie differenziert nach Texttypen und Modalität (im Wesentlichen ‚geschrieben‘ vs. ‚gesprochen‘) vorgenommen haben. Auf diese Weise ist es uns gelungen, das Instrumentarium kurz- und langfristiger Interaktion für unterschiedliche Gebrauchsfaktoren offenzulegen.

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