Lebensalter und Kältearbeit
Final Report Abstract
Die manuelle Vereinzelung und Bereitstellung von Lebensmitteln in Tiefkühlzentren wird durch den Wandel des Konsumverhaltens der Gesellschaft mit einem stetig steigenden Bedarf an Tiefkühlkost zu einem immer wichtigeren Beschäftigungsfeld. Da das Kommissionieren bei Umgebungstemperaturen von ca. +3°C im Kühllager und im Tiefkühllager sogar bei ca. -24°C stattfindet, ist mit außergewöhnlichen Belastungen und Beanspruchungen für den menschlichen Organismus zu rechnen. Um potentiell alters- und geschlechtsabhängige Auswirkungen der Kältearbeit auf die körperliche Beanspruchung quantifizieren zu können, wurden in einem gewerblichen Tiefkühlzentrum schichtbegleitende Ganztagsanalysen durchgeführt. Dabei galt es, die physiologischen Reaktionen auf unterschiedliche Temperaturbereiche sowie Anzahl und Dauer von Kälteexpositionen pro Schicht bei einer an die praktischen Bedingungen angepassten Arbeitsschwere als unabhängige Variablen zu untersuchen. Bei jeweils 15 weiblichen Arbeitspersonen (Apn) der Altersklassen 20-35-jährige und 40-65-jährige wurden in 80, 100 und 120 min langen Arbeitsphasen die arbeitsphysiologisch als wichtig erachteten Parameter Herzschlagfrequenz, Blutdruck, Hautoberflächentemperatur, Körperkerntemperatur und Energieumsatz registriert. Die bei den jüngeren und älteren Apn beider Geschlechter im Tiefkühlbereich ermittelten Herzschlagfrequenzen zeigten eine Beanspruchung, die für ein Arbeiten an bzw. bereits zeitweise oberhalb der Dauerleistungsgrenze spricht. Bei den jungen weiblichen Apn lag die Beanspruchung sogar dauerhaft oberhalb der Dauerleistungsgrenze. Während der bis zu zwei Stunden langen Kommissioniertätigkeit im Kühl- bzw. Tiefkühllager lag der Blutdruck noch an der oberen Grenze des Normotoniebereiches. In den vergleichsweise kurzen 20-minütigen Arbeitspausen war keine signifikante Abnahme des Blutdrucks festzustellen. Die Hautoberflächentemperaturmessung ergab, dass unabhängig vom Lagerbereich unter der Schutzkleidung im Bereich des Rumpfes keine wesentlichen Temperaturveränderungen zu verzeichnen waren. Im Tiefkühllager konnte ein deutlicher Temperaturabfall aber an der Nase und an den Fingerspitzen gemessen werden. Einen geringeren, dafür aber mit zunehmender Arbeitszeit kontinuierlich anhaltenden Temperaturabfall wiesen die Messungen an den Zehen auf. Die während der Arbeitszeit erfasste Körperkerntemperatur fiel im Tiefkühllager substantiell ab. Die Kerntemperatur nahm dabei in der Altersklasse der 20-35-jährigen beider Geschlechter weniger stark ab als in der Altersklasse der 40-65-jährigen. Die Ausgangstemperatur konnte sowohl von den männlichen als auch von den weiblichen Apn beider Altersklassen nach einer 20-minütigen Aufwärmpause nicht wieder erreicht werden. Im Kühllager nahm die Körperkerntemperatur aller Apn nur leicht ab. Da die im Mittel bereits starken physiologischen Reaktionen auf körperlich schwere Arbeit in tiefer Kälte individuell mitunter erheblich stärker ausfielen, muss zukünftig – im Sinne des präventiven Arbeitsschutzes – mehr auf einen individuell altersadäquaten Mitarbeitereinsatz geachtet werden. Zusätzlich wurden zur Objektivierung der physiologischen Beanspruchung im Rahmen einer Mitarbeiterbefragung 66 weibliche, professionelle Kommissionierer in insgesamt 24 gewerblichen Tiefkühlzentren zur Kältearbeit befragt. Dabei zeigten sich keine signifikanten alters- und geschlechtsspezifischen Unterschiede. Nahezu durchgängig wurde ein erhöhtes Kälteempfinden an den Akren festgestellt und damit die Notwendigkeit einer zumindest teilweisen Verbesserung der sonst in nahezu allen Belangen als gut beurteilten Kälteschutzkleidung. Während im Laufe von Projektphase I Printmedien auf die Untersuchungen in extremer Kälte aufmerksam wurden und die Westfalenpost in der Rubrik „Forschen in Siegen“ ausführlich darüber berichtete, wurde auf dem Lokalsender „Radio Siegen“ an einem Sendetag mehrfach in kleinen wechselnden Beiträgen über die Projektphase II berichtet und so der breiten Öffentlichkeit vorgestellt.
Publications
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Age related physiological strain of male order-pickers in deep cold. In: Vink, P. and J. Kantola (Eds.): Advances in Occupational, Social, and Organizational Ergonomics. Chapter 20, 178-188. CRC Press, Taylor & Francis, London/Washington DC, 2010
Kluth, K.; Penzkofer, M. and H. Strasser
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Order-picking in deep cold – A gender related analysis of subjectively assessed effects. In: Vink, P. and J. Kantola (Eds.): Advances in Occupational, Social, and Organizational Ergonomics. Chapter 19, 168-177. CRC Press, Taylor & Francis, London/Washington DC, 2010
Penzkofer, M.; Kluth, K. and H. Strasser
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Age-related physiological responses to working in deep cold. Human Factors and Ergonomics in Manufacturing & Service Industries. 1-10 (2012)
Kluth, K.; Penzkofer, M. and Strasser, H.
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Order-picking in deep cold – Physiological responses of younger and older females. Part 1: heart rate. Work: A Journal of Prevention, Assessment and Rehabilitation 41 (1) 3002-3009 (2012)
Kluth, K.; Baldus, S. and H. Strasser
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Order-picking in deep cold – Physiological responses of younger and older females. Part 2: body core temperature and skin surface temperature. Work: A Journal of Prevention, Assessment and Rehabilitation 41 (1) 3010-3017 (2012)
Baldus, S.; Kluth, K. and H. Strasser
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Subjectively assessed age-related stress and strain associated with working in the cold. Theoretical Issues in Ergonomics Science 13 (1) 1-21 (2012)
Penzkofer, M.; Kluth, K. and H. Strasser