Wohnstandortentscheidungen in polyzentrischen Stadtregionen
Final Report Abstract
Im Mittelpunkt des DFG-Projekts stand die Frage, wie sich Wohnstandortentscheidungen unter den Bedingungen des gesellschaftlichen Wandels verändern und welche Konsequenzen sich daraus für die Nachfrage auf den regionalen Wohnungsmärkten und die sozialräumlichen Strukturen in polyzentrischen Stadtregionen ergeben. Die Untersuchungsergebnisse haben u. a. Folgendes gezeigt: Vor dem Hintergrund zunehmender Flexibilisierung-, Entgrenzungs- und Überalterungstendenzen werden vor allem Quartiere als besonders attraktiv wahrgenommen, in denen viele Bedürfnisse auf engem Raum organisiert werden können und kurze Wege im Alltag möglich sind. Darüber hinaus zeigen die Wohnstandortentscheidungen der befragten Haushalte in allen drei Untersuchungsregionen gruppen- und lebenslagenspezifische Raumorientierungen, Suchprozesse und Nutzungsanforderungen. Den unterschiedlichen Handlungsspielräumen der Haushalte, insbesondere im Hinblick auf das verfügbare Einkommen und die Haushaltszusammensetzung kommt hier eine zentrale Bedeutung zu. Es konnte gezeigt werden, dass der komplexe Entscheidungsprozess der Wohnungssuche aus räumlicher Perspektive in mehreren Phasen verläuft: So beschränken die Regionsbewohner ihre Wohnungssuche in der Regel von Anfang an auf relativ enge Räume – insbesondere einzelne Stadträume oder Suchkorridore. Images und subjektive Raumwahrnehmung tragen hier wesentlich zur Einengung der Suchräume bei. Die polyzentrischen Raumstrukturen der drei Regionen wurden dagegen kaum wahrgenommen. In der eigentlichen Phase der Suche kommen vor allem „harte“ Kriterien wie Kosten, verkehrliche Anbindung und Versorgungsinfrastruktur zum Tragen. Stimmen diese, können bei der Entscheidung für ein konkretes Wohnobjekt weiche Faktoren (wie die Atmosphäre) wichtig werden. Zudem beeinflussen die unterschiedlichen Rahmenbedingungen auf den regionalen Wohnungsmärkten das Suchverhalten. Die Verfügbarkeit von Angeboten auf unterschiedlichen Teilmärkten entscheidet maßgeblich über die Ausdehnung von Suchräumen. Die Analyse von Haushaltsbefragung und Tiefeninterviews hat darüber hinaus die Aufmerksamkeit auf Aspekte von Entgrenzung und Flexibilisierung gelenkt, die sich abseits der Wissensökonomien vollziehen und an Standorten gelebt werden, die im Kontext der Reurbanisierungsdebatte vernachlässigt werden. Die Ergebnisse des Projekts zeigen, dass auch andere Bevölkerungsgruppen als Mitglieder der „kreativen Klasse“ von Entgrenzungstendenzen betroffen sind. In der wissenschaftlichen Diskussion um eine Entgrenzung von Leben und Arbeit lässt sich insbesondere ein Forschungsdefizit hinsichtlich der Betrachtung rand- bzw. zwischenstädtischer Lebenszusammenhänge ausmachen. Die subjektive Wahrnehmung und Bewertung der einzelnen Quartiere lässt prägnante Standortprofile erkennen. Dabei wurde vor allem hinsichtlich der Wahrnehmung von Quartierstyp 2 (urbane Quartiere mit guter Erreichbarkeit und Versorgungsinfrastruktur) eine deutliche Übereinstimmung der zugeschriebenen Attribute in allen drei Regionen offenkundig, die auf regionsübergreifende Wahrnehmungsmuster hinweist. Gleichzeitig konnten klare Unterschiede in der Wohnzufriedenheit zwischen unterschiedlichen Gebietstypen ausgemacht werden. Hier deuten wiederum die Ergebnisse für Quartierstyp 2 auf eine ausgeprägte Identifikation mit dem Wohnquartier und hohe Wohnzufriedenheit hin. Die laufende Diskussion der Forschungsarbeit hat ein großes Interesse von Praktikern an Informationen über aktuelle soziale Differenzierungsprozesse und die Bedeutung neuer Wohnarrangements (z.B. multilokales Wohnen) erkennen lassen. V. a. in Bezug auf aktuelle Wohnungsmarktprognosen, die zunehmend differenzierte Wohnansprüche vorhersagen und für einige Regionen von einer sinkenden Nachfrage ausgehen, wurde ein besonderer Bedarf in der Entwicklung von praktisch handhabbaren Verfahren zur Bewertung von Wohnquartieren gesehen. Vor diesem Hintergrund wurde ein Forschungsvorhaben entwickelt, dessen zentrale Zielsetzung es ist, Planungsinstrumente für eine nutzergruppenorientierte Entwicklung von Wohnungsbeständen zur Verfügung zu stellen.
Publications
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(2012): Entgrenzte Alltagswelten jenseits der kreativen Pioniere?
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(2011): Wohnstandortwahl von Doppelverdienerhaushalten – Möglichkeiten in einer polyzentrischen Stadtregion. In: Hege, H.-P., Knapstein, Y., Meng, R., Ruppenthal, K., Schmitz-Veltin, A., Zakrzewski, P. (Hrsg.): Schneller, öfter, weiter? Perspektiven der Raumentwicklung in der Mobilitätsgesellschaft. 13. Junges Forum der ARL. 13. bis 15. Oktober 2010 in Mannheim. Arbeitsberichte der ARL, Band 1, Hannover, S.105-116
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(2012): Aktionsräume in polyzentrischen Stadtregionen – Ein Abbild räumlicher Entgrenzung? In: Growe, A., Heider, K., Lamker, C., Paßlick, S., Terfrüchte, T. (Hrsg.): Polyzentrale Stadtregionen – Die Region als planerischer Handlungsraum. Hannover. = Arbeitsberichte der ARL, Nr. 3, S. 217-228
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(2012): Das neue Dortmund: Ansätze einer Reurbanisierung im Zuge des Strukturwandels. In: Brake, K., Herfert, G. (Hrsg.): Reurbanisierung: Materialität und Diskurs in Deutschland, Wiesbaden, S. 287-303
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(2012): Wohnen in der Stadt: Gibt es eine Trendwende zur Reurbanisierung? Ein quantitativ-analytischer Ansatz. In: Brake, K., Herfert, G. (Hrsg.): Reurbanisierung: Materialität und Diskurs in Deutschland, Wiesbaden, S. 86-112
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(2012): Wohnstandortentscheidungen in der Region Halle/Leipzig: Charakteristische Standortprofile und Nachfragergruppen am Beispiel von fünf Quartieren. In: Statistischer Quartalsbericht, Jahrgang: 2012/ II, S. 17-23
Haunstein, S., Montanari, G., Wiest, K.
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(2012): Wohnstandortentscheidungen von Familien mit Kindern: Trendverschiebungen im Zuge der Spätmoderne. In: Weixlbaumer, N. (Hrsg.): Anthologie zur Sozialgeographie. Wien. = Abhandlungen zur Geographie und Regionalforschung 16, S. 9-34
Danielzyk, R., Dittrich-Wesbuer, A., Oostendorp, R., Osterhage, F.