Die Gartentheorie des kursächsischen Hofbaumeisters Friedrich August Krubsacius (1718 - 1789)
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Der kursächsische Hofbaumeister Friedrich August Krubsacius (1718-1789) ist mit seinen Gartenentwürfen und den von ihm veröffentlichen gartentheoretischen Schriften ein (später) Vertreter des tradierten geometrischen Gartens in Deutschland. Über vergleichende Betrachtungen mit dem gartentheoretischen Schrifttum der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde Krubsacius‘ verbindliche Stellung in der Kontinuität geometrischer Gestaltungskonzepte sichtbar. Gleichzeitig war aber auch zu erkennen, welche seiner programmatischen Auffassungen über die tradierten Muster hinausführen, welche Aspekte der Gartengestaltung von ihm modifiziert oder gänzlich vermieden wurden und welche neuen Akzente gesetzt werden konnten. Die für ihn hervorstehenden Planungsleistungen, wie die Entwürfe zum Johann-Georg-Garten in Dresden, zum Schlossgarten in Thallwitz und zum Czartoryski-Garten zeigen für ihn typisch gewordene Gestaltungsmuster, die seine Schriften theoretisch untermauern. Zu seinen Entwurfskonzepten geben die von ihm verfaßten Lemmata zur Gartenkunst im von Gottsched herausgegebenen „Handlexicon“ (1760) beredte Auskunft. Gerade auf Krubsacius‘ Publikationen gründet sich dessen überregionale Bedeutung als Gartenarchitekt. Von besonderer stilbildender Relevanz sind die von ihm rezipierten Impulse zeitgeschichtlicher Strömungen, die sich mit den Schlagworten Klassizismus, Aufklärung und bürgerlicher Rationalismus umreißen lassen. Krubsacius‘ Gestaltungskonzepte sind tendenziell mit Entwicklungen in Frankreich vergleichbar, die in der Literatur als „klassizistisch“ beschrieben werden. Die strukturelle Rezeption der geometrisch gestalteten römischen Villengärten ist für ihn ein Akt der „Objektivierung“ und der „Legitimation“ der eigenen Ansichten und Entwürfe. So wird für ihn die Rezeption der Antike zum zentralen Aspekt gartentheoretischer Anschauungen, die er besonders über seine Rekonstruktionsentwürfe zu den Landhausgärten Plinius d. J. kommunizieren konnte. Krubsacius‘ Gartenklassizismus geht eine Verbindung mit dem Rationalismus der Frühaufklärung ein. Die gartenkünstlerische Umsetzung der ästhetischen Kategorie der „Nachahmung der schönen Natur“ führt bei ihm zu anderen formalen Ergebnissen als bei den Protagonisten des Landschaftsgartens. Die „Natur“ des Gartens ist für ihn architektonisch und funktional bestimmt; im kunsttheoretischen Sinn geht es Krubsacius um den „Inbegriff“ einer universalen „Natur“, die sich durch Regelmaß und Symmetrie der Verhältnisse in der Gestaltform des Gartens darstellen lässt. Vor diesem konzeptionell wie kunsttheoretisch gefestigten Hintergrund setzte sich Krubsacius mit dem „englischen“ Garten auseinander. In der 1774 erschienenen Rezension zu Sulzers „Allgemeiner Theorie der schönen Künste“ hat er dazu die deutlichsten argumentativen Spuren hinterlassen. Krubsacius steht mit seinen, zum Teil polemisch vorgetragenen, programmatischen Gestaltungskonzepten mitten im Diskurs seiner Zeit. Dennoch besitzen seine gartentheoretischen Texte in der Spezifik ihrer klassizistischen Fixierungen auf die Antike und der in ihnen geäußerten frühen Kritik am Landschaftsgarten markante Alleinstellungsmerkmale in der deutschsprachigen Gartentheoriegeschichte.