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Organisationsstrategien von Gewerkschaften und multinationalen Unternehmen in einem globalen Umfeld

Subject Area Economic Theory
Term from 2009 to 2012
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 140945031
 
Final Report Year 2012

Final Report Abstract

Ziel dieses Projektes war es, die fehlende Evidenz für internationale Kooperationen von Gewerkschaften in den Lohn- und Beschäftigungsverhandlungen mit multinationalen Unternehmen im Rahmen eines theoretischen Modells zu analysieren und zu begründen. Ausgangspunkt der Analyse war die Beobachtung, dass multinationale Unternehmen durch die Möglichkeit, im Nichteinigungsfall heimische Produktion durch Importe zu ersetzen, Ihre Position in den Lohn- und Beschäftigungsverhandlung mit lokalen Gewerkschaften verbessern und dadurch niedrigere Löhne durchsetzen können. Diese Möglichkeit zur Verbesserung des Drohpotentials wurde in einem einfachen Zwei-Länder-Partialmodell mit nur einem multinationalen Unternehmen und jeweils einer lokalen Gewerkschaft in jedem Land analysiert. Im untersuchten Modellrahmen kann das multinationale Unternehmen durch die Möglichkeit den Produktionsoutput zwischen den beiden Standorten zu handeln, seine Verhandlungsposition tatsächlich verbessern und niedrige Löhne durchsetzen. Gleichzeitig hat das multinationale Unternehmen einen Anreiz die Produktion stärker in jenes Land zu verlagern, in dem Gewerkschaften moderater in der Lohn- und Beschäftigungsverhandlung auftreten. Diese Produktionsverlagerung führt dazu, dass nicht zwangsläufig beide Gewerkschaften durch die Möglichkeit des Handels verlieren. Falls sich die lokalen Gewerkschaften in ihrer Lohnorientierung unterscheiden, dann kann das Land mit der stärkeren Beschäftigungsorientierung sogar durch die Handelsoption gewinnen, falls die Unterschiede in den gewerkschaftlichen Zielvorstellungen hinreichend groß sind. Ausgehend von diesem Resultat wurde in einem zweiten Schritt der Anreiz zur Kooperation der beiden Gewerkschaften in den Lohnverhandlungen mit dem multinationalen Unternehmen untersucht. Kooperation wurde dabei als Gründung einer internationalen Gewerkschaft abgebildet. Diese internationale Gewerkschaft vertritt die lokalen Gewerkschaften in der Lohnund Beschäftigungsverhandlung und kann daher glaubhaft androhen, dass im Nichteinigungsfall an keinem der beiden Produktionsstandorte produziert wird. Dies legt nahe, dass beide Gewerkschaften durch Kooperation ihrerseits das Drohpotential gegenüber dem multinationalen Unternehmen verbessern und daher gewinnen sollten. Diese Schlussfolgerung ist aber nur dann richtig, wenn beide Gewerkschaften identische Zielfunktionen haben und diese auf die internationale Gewerkschaft übertragen können. Falls sich die Gewerkschaften aber in Ihrer Lohnorientierung unterscheiden, können Kooperationsverluste für die stärker beschäftigungsorientierte Gewerkschaft nicht ausgeschlossen werden. Auch eine Umverteilung der Kooperationsgewinne in Form einer Reallokation der Beschäftigung zwischen den beiden Produktionsstandorten muss hier nicht zwangsläufig zu einer Verbesserung beider Gewerkschaften führen. Dies legt nahe, dass unterschiedliche Zielfunktionen ein wichtiger Grund für die fehlende internationale Kooperationsbereitschaft von lokalen Gewerkschaften sein könnten. Im Arbeitspapier wird ebenfalls diskutiert, dass Unterschiede in den Sozialsystemen (z.B. in der Arbeitslosenunterstützung) ein weiterer Grund für die mangelnde Kooperationsbereitschaft sein können.

 
 

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