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Deweys Laborschule in Chicago 1896-1904 - Zur Entstehung eines Mythos

Subject Area General Education and History of Education
Term from 2009 to 2014
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 140965052
 
John Deweys Laborschule gehört zu den weltweit berühmten Schulversuchen und wird bis heute als einzigartiges Muster innovativer und progressiver Erziehungspraxis angesehen. Die Schule verdient unserer besondere Aufmerksamkeit, auch weil hier erstmals eine Praxis – nicht eine Theorie – mythisch überhöht wurde und durch die von Dewey mitinitiierte Veröffentlichung von Katherine C. Mayhew und Anna C. Edwards‘ „The Dewey School: The Laboratory School oft he University of Chicago, 1896-1903“ (1936) zu einer Legitimationsinstanz aufstieg, an der sich seither alle Reformen der Schule und des Unterrichts orientieren und messen lassen müssen.In dem vorliegenden Projekt soll die Schul- und Unterrichtswirklichkeit der Laborschule, zugleich aber die konzeptionelle Abhängigkeit der Gründung von reformpädagogischen Vorläufern sowie das geschichtspolitische Interesse Deweys an einer positiven Wahrnehmung und kritiklosen Verbreitung des Chicagoer Schulmodells in mehreren Artikeln und Büchern thematisiert werden, um die zum Mythos überhöhten Vorstellungen von der angeblich revolutionären und beispiellosen Laborschulpraxis zurückzuweisen und – nebenbei – im Sinne einer pragmatischen Geschichtsschreibung nützliches Wissen zur Beurteilung von Schulreformen, Unterrichtsmethoden und Erziehungsstilen zu generieren.Das Projekt gehört damit zu den bisher nur wenigen Unternehmungen, die die Rhetorik der Reformpädagogen und ihrer Anhänger nicht für bare Münzen nehmen und die ihre überaus attraktiven Postulate nicht mit der gelebten Schul- und Unterrichtswirklichkeit verwechseln. Wie fruchtbar und notwendig es ist, die Selbstdarstellungen der Protagonisten der Reformpädagogik einer kritischen Realanalyse zu unterziehen, hat jüngst Jürgen Oelkers in „Eros und Herrschaft“ (2011) an wegen ihrer Innovationskraft weithin bewunderten englischen und deutschen Landerziehungsheimen überzeugt aufgezeigt.Unsere bisherigen Archivstudien habeneinen Aspekt zutage gefördert, der in direktem Zusammenhang mit dem Projekt steht, aber bislang in seiner Bedeutung unterschätz wurde und dringend einer intensiven Bearbeitung bedarf. Gemeint ist die Rolle von John Deweys Frau Alice. In der amerikanischen Literatur wird Alice C. Dewey als „Unsung Hero“ bezeichnet und ihre Rolle als Mitgründerin und Schulleiterin der Laborschule zunehmend hervorgehoben, ohne dass indes stichhaltige Belege angeführt werden. Im Laufe unserer Recherchen sind Dokumente aufgetaucht, die Alice Dewey als eigenständige Pädagogik zeigen und sich lohnen, mit einer Einleitung versehen, veröffentlicht zu werden. Ohne mehr Forschungszeit und weiteres Quellenstudium vor Ort ist das vorliegende Projekt mit all seinen Facetten und Aspekten nicht zufriedenstellen zu vollenden.
DFG Programme Research Grants
 
 

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