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'Aisthetik der Geister' - Die Rezeption der Spirituslehren in Künsten und Populärkultur der Frühen Neuzeit
Antragsteller
Professor Dr. Steffen Schneider
Fachliche Zuordnung
Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung
Förderung von 2009 bis 2012
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 150980487
Das Netzwerk soll die Funktionen frühneuzeitlicher Spirituslehren für die Künste, die Philosophie und die Populärkultur erforschen. Die spiritūs gelten in Medizin und Naturphilosophie der Zeit als eine materielle, funktional differenzierte Substanz, deren Leistung darin besteht, körperliche und seelische Operationen zu vermitteln sowie den Menschen durch den spiritus mundi mit dem kosmischen Gesamtzusammenhang in Verbindung zu bringen. Auch der spiritus sanctus greift in die menschliche Seele ein. In moderner Terminologie könnte man sagen, dass der Mensch als eine psychophysiologische Einheit mit kosmo- bzw. theologischem Bezug verstanden wird.Die Spirituslehren enthalten kaum untersuchte ästhetische und kulturelle Implikationen von höchster kulturwissenschaftlicher Bedeutung: Perzeption, Emotion, Imagination, Memoria, Denken, die entscheidenden seelischen Operationen also, sind in den spiritūs fundiert, und erst die Berücksichtigung dieses Fundaments erlaubt es, diese Operationen erstmals a) in ihrer komplexen Interaktion zu betrachten und dadurch b) ihre kulturelle Funktion besser zu verstehen: Theologie, Medizin, Naturphilosophie auf der einen Seite, Künste und Populärkultur auf der anderen sind auf der Grundlage der spiritūs eng miteinander verwoben. Das Kunstwort ‚Aisthetik’ vermeidet den Anachronismus, dass in der Frühen Neuzeit eine eigentliche ‚Ästhetik’ noch nicht existierte. Ziel des Netzwerks ist es also, diese anthropologische Fundierung frühneuzeitlicher Aisthetik in repräsentativen Fallstudien zu untersuchen und zugleich theoretisch zu bestimmen.
DFG-Verfahren
Wissenschaftliche Netzwerke