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Psycho-soziale Ursachen pädosexueller Delinquenz (Meta-Analyse)

Subject Area Empirical Social Research
Term from 2010 to 2013
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 152167949
 
Final Report Year 2013

Final Report Abstract

Hauptziel des Forschungsprojekts MAPS (Meta-Analyse zum Stand der empirischen Forschung über die psycho-sozialen Ursachen pädosexueller Delinquenz) war die Untersuchung des Zusammenhangs pädosexueller Viktimisierungserfahrung und pädosexueller Delinquenz mit Verfahren der quantitativen Meta-Analyse. Der Begriff „pädosexuell" bezeichnet dabei sexuelle Interaktionen von Erwachsenen mit Kindern. Der analysierte Zusammenhang wird kurz als pädosexuelle Opfer-Täter-Transition bezeichnet. Für die statistischen Untersuchungen mittels Verfahren der klassischen und der Mehrebenen-Meta-Analyse wurden Studien mit drei unterschiedlichen Vergleichsgruppen (VGG) herangezogen. Die Untersuchungsgruppe bestand immer aus pädosexuellen Delinquenten. Die Kontrollgruppen bestanden bei VGG1 aus adultsexuellen (die Opfer waren keine Kinder), bei VGG2 aus sonstigen Straftätern und bei VGG3 aus Personen, die keine Straftaten begangen haben. Im Rahmen der Erhebung wurden insgesamt 64.000 Publikationen überprüft, die nach Datenbankrecherche aufgrund ihres Titels als einschlägig identifiziert wurden. Von diesen erwiesen sich 122 nach Lektüre des Abstracts als potenziell relevant. Es konnten insgesamt 30 Studien (16 mit VGG1, 8 mit VGG2 und 6 mit VGG3) für die Meta-Analysen verwendet werden (um Vergleichszahlen zu nennen; die in der einschlägigen Literatur zu findenden Meta-Analysen venwendeten für vergleichbare Analysen zwischen 7 und maximal 19 Studien). Die Ergebnisse zur Hypothese bzgl. des Zusammenhangs zwischen pädosexueller Viktimisierung und pädosexueller Delinquenz (gemessen mit der mittleren Effektstärke) indizieren, dass diese Hypothese unabhängig von Vergleichsgruppe und verwendeten Verfahren nicht verworfen werden kann. Das Gleiche gilt auch für die Analysen mit dem Gesamtdatensatz. Dabei schwankt die Stärke des Effektes zwischen Odds Ratios von 2,76 für Vergleichsgruppe 1 und 9,82 für Vergleichsgruppe 3. Im Unterschied dazu konnte kein Effekt von physischen Viktimisierungserfahrung nachgewiesen werden (OR=1.08; 95%-KI=0,81-1,44; VGG1; k=8). Die durchgeführten Homogenitätstests indizieren, dass die Effektstärken zwischen den Studien mit den Vergleichsgruppen 1 und 3 sowie mit dem Gesamtdatensatz signifikant variieren, weshalb Moderatoranalysen notwendig wurden. Leider konnten Analysen mit inhaltlichen Moderatorvariablen aufgrund der Datenlage nicht durchgeführt werden. Es war jedoch möglich, methodische Primärstudienmerkmale auf ihre Moderatorwirkung hin zu prüfen. Als methodische Moderatorenvariablen wurden die Operationalisierung der pädosexuellen Viktimisierung, die Operationalisierung der pädosexuellen Delinquenz (jeweils eng vs. weit), die Informationsquelle zur pädosexuellen Delinquenz (Selbst- vs. Fremdbericht) und der Rekrutierungsort der Untersuchungsgruppe (Gefängnis vs. Therapie) benutzt. Bei allen durchgeführten bivariaten und multivariaten Analysen konnte nur in einem bivariaten Modell die Varianz der Effektstärken zwischen den Studien aufgeklärt werden. Die Signifikanz der mittleren Effektstärke blieb dabei unberührt. Da auch Analysen zu Verzerrungspotentialen wie u.a. dem „publication bias" keine diesbezüglichen Abhängigkeiten aufzeigten, kann davon ausgegangen werden, dass die Hypothese bzgl. des Zusammenhangs zwischen pädosexueller Viktimisierung und pädosexueller Delinquenz ungeachtet aller Moderator- und Kontrollvariablen und unabhängig von den betrachteten Primärstudien-Stichproben, nach „statistischem Ermessen" auf Grundlage dieser Analysen nicht verworfen werden kann.

Publications

  • Quantitative Meta-Analyse zur Überprüfung sozialwissenschaftlicher Hypothesen : ein Beispiel aus der Delinquenzforschung Weinheim ; Basel : Beltz Juventa. ISBN 978-3-7799-3275-8
    Urban, Dieter; Fiebig, Joachim. Unter Mitarb. von Stephanie Sauer und Gerrit Rüdebusch
 
 

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