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Untersuchungen zur molekularen Epidemiologie des Varicella-Zoster-Virus in Deutschland unter dem Aspekt der allgemeinen Varizellen-Schutzimpfung

Subject Area Virology
Term from 2005 to 2011
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 15396818
 
Final Report Year 2011

Final Report Abstract

In der vorliegenden Studie erfolgte die Genotypisierung des VZV mittels Amplifikation und Sequenzierung der ORF 1, 21, 22, 37, 50, 54 und 60. Dieses Vorgehen erlaubt die Einteilung des VZV in die Hauptcladen 1 (E1/C/A), 2 (J/J/B), 3 (E2/B/D), 4 (M2/J2/C) und 5 (M1/A), die potenziellen Hauptcladen VI und VII sowie die Erkennung von Subcladen, Varianten und potenziellen Rekombinanten. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie, in die die Abstrichproben von 213 Patienten mit Varizellen und 109 Patienten mit Zoster einbezogen wurden, liefern erstmals grundlegende Erkenntnisse über die Verteilung der VZV-Genotypen in Deutschland bei einer relativ großen Anzahl an Patienten. Bei der Erkrankung des Zosters ließen sich nur die europäischen Claden 1 und 3 zu circa gleichen Teilen nachweisen. Eine deutlich differente Verteilung der Virusgenotypen zeigt sich bei der VZV-Primärinfektion der Varizellen. 46% aller VZV-Stämme konnten der Clade 3, circa 30% der Clade 1 und circa 21% der afrikanischen Clade 5 zugeordnet werden. Diese Verteilung sollte der gegenwärtigen Genotypverteilung bei den derzeit in Deutschland zirkulierenden VZV-Stämmen entsprechen. Da VZV-Stämme der afrikanischen Clade 5 bei Patienten mit Zoster nicht nachgewiesen wurden, kann angenommen werden, dass diese Viren erst seit wenigen Jahren in Deutschland vorkommen und durch Einwanderer vorwiegend aus afrikanischen Ländern importiert wurden. Das signifikant geringere Alter der Kinder mit Varizellen durch die Clade 5 im Vergleich zur Clade 3 spricht dafür, dass sich Clade 5-Stämme mit einer höheren Invasivität als europäische Claden ausbreiten. Das Vorkommen von VZV-Stämmen der europäischen Claden bei Zoster- Erkrankungen, die nach endogener Reaktivierung von latent im Organismus vorkommenden Viren entstehen, ist ein Indiz dafür, dass diese Claden schon seit vielen Jahren in Deutschland zirkulieren. In dieser Zeit haben sich eine erhebliche Anzahl an Subcladen und Varianten entwickelt. Dabei ist die Genvariabilität von Stämmen der Patienten mit Varizellen bedeutend höher als die der Stämme, die von Zoster-Patienten isoliert wurden. Aus der geringeren Genvariabilität der Clade 5 im Vergleich zu den europäischen Claden kann geschlussfolgert werden, dass afrikanische VZV-Stämme sich über eine relativ geringe Anzahl an Infektionsquellen in Deutschland rasch ausgebreitet haben. Virusstämme der Clade 2 (Impfvirus) und 4 lassen sich bislang in Deutschland nur selten nachweisen. Bei der Sammlung der Proben für die vorliegende Studie konnten auch 3 VZV-Impfstämme erfasst werden, die jedoch aufgrund zu geringer Mengen an viraler DNA im Untersuchungsmaterial nur mittels Restriktionsenzymanalyse und nicht mittels Sequenzierung ausgewählter ORF charakterisiert werden konnten. Ein Clade 4-Stamm konnte einem Patienten mit Zoster zugeordnet werden, was darauf hindeutet, dass diese Clade schon länger in Deutschland präsent ist. Bemerkenswert ist der Nachweis von 6 VZV-Stämmen, davon 5 bei Patienten mit Varizellen, die aufgrund der analysierten SNP keiner der bekannten Claden zugeordnet werden konnten. Zwei dieser Stämme konnten nach Ganzgenomsequenzierung als neue provisorische Claden VIII und IX klassifiziert werden, die möglicherweise durch Rekombination entstanden sind. Trotz der nachgewiesenen Genotypenvariabilität des VZV konnte in dem vorliegenden Projekt erstmals geklärt werden, dass die gegenwärtig empfohlene Varizellenschutzimpfung auf der Basis des attenuierten Oka-Stammes gegen die in Deutschland zirkulierenden VZV-Stämme eine schützende Immunantwort bewirkt.

Publications

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