Die Rolle von Erwartungen und Risiko bei Anlageentscheidungen privater Investoren
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Im Zentrum des Projektes stehen die zentralen Determinanten der Anlageentscheidung: Risikowahrnehmung und Risikoeinstellung sowie Renditeerwartungen. Es werden die Auswirkungen dieser Faktoren auf das individuelle Entscheidungsverhalten von Privatanlegern betrachtet. Die Risiko- und Renditeerwartungen privater Anleger verändern sich im Zeitverlauf stark und orientieren sich keineswegs an langfristigen historischen Werten. Stattdessen reagieren Anleger in ihrer Erwartungsbildung auf aktuelle Finanzmarktentwicklungen, während Risikoeinstellungen stabiler zu sein scheinen. Erstmals kann in einem dynamischen Kontext gezeigt werden, wie sich diese Erwartungen und Präferenzen auf das Anlegerverhalten auswirken. Die Argumentation erfolgt über Veränderungen der Erwartungen und erlaubt so eine klarere Identifikation der Effekte. Höhere Renditeerwartungen und niedrigere Risikowahrnehmung wirken sich positiv auf das eingegangene Portfoliorisiko aus, sowohl in hypothetischen Anlageentscheidungen als auch in den tatsächlichen Portfolios. Es gelingt relative gut, aus den Erwartungen und Einstellungen langfristige Eigenschaften des Portfolios vorherzusagen (Volatilität, Diversifikation), während individuelle Kauf- und Verkaufsentscheidungen nur schwach mit den erhobenen Variablen Zusammenhängen. Aber auch hier führen gestiegene Renditeerwartungen zu Kaufaktivität. Weitere Aspekte der Erwartungsbildung werden untersucht, wie das Ausmaß der Overconfidence in den Erwartungen. Anleger neigen dazu höhere Portfoliorenditen im Vergleich zum Gesamtmarkt zu erwarten und geben relative enge Konfidenzintervalle für diese Renditen an. Diese Overconfidence führt zu geringerer Diversifikation, aktiverem Handelsverhalten und mehr eingegangenem Risiko. Vergangene Erfolge verstärken diese Overconfidene noch. Neben den eigenen Erwartungen spielen auch Erwartungen zweiter Ordnung eine Rolle im Anlagekontext. Investoren denken darüber nach wie andere Marktteilnehmer die Lage beurteilen und überschätzen dabei die Übereinstimmung mit ihren eigenen Erwartungen (false consesus effect) und halten abweichende Meinungen für verzerrt (bias blind spot).
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- (2013), Who Takes Risks When and Why: Determinants of Changes in Investor Risk Taking, Review of Finance, 17, 847-883
Weber, M., Weber, E. und A. Nosic
- (2014), Do Investors Put Their Money Where Their Mouth Is? Stock Market Expectations and Trading Behavior, Journal of Banking and Finance, 46, 372-386
Merkle, C. und M. Weber
(Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.jbankfin.2014.03.042) - (2014), Second-order Beliefs and the Individual Investor, Journal of Economic Behavior & Organization (B, Special Issue), 107, 652-666
Egan, D., Merkle, C. and M. Weber
(Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.jebo.2014.04.001) - (2015) Investor Happiness, Journal of Economic Psychology, 2015,49,167-186
Merkle, C., Egan D. und Davies G.
(Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.joep.2015.05.007)