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Kommentierte Edition von Kaspar Goldtwurms Schemata rhetorica, teutsch (1545)

Subject Area German Medieval Studies (Medieval German Literature)
Term from 2009 to 2013
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 157087448
 
In deutscher Sprache sind vollständige Rhetoriken erst im 15. Jahrhundert geschrieben worden. In den beiden Jahrhunderten des Renaissancehumanismus, zwischen 1400 und 1600, erschienen allerdings nur zwei Schriften, die ausdrücklich die klassische Rhetorikdoktrin aufgreifen und in deutscher Sprache darstellen: Friedrich Riederers Spiegel der wahren Rhetorik von 1493 [Ed. Knape/Luppold, 2009] und Kaspar Goldtwurms Schemata rhetorica, teutsch von 1545. Beide Werke nehmen wegen ihres herausragenden und seltenen Profils eine wichtige Rolle in der frühen Geschichte der deutschen fachsprachlichen Literatur zum Trivium ein. Während der Spiegel auf den Kontext von Kanzlistik, Gericht und säkularer Öffentlichkeit ausgerichtet ist, sollen die Schemata rhetorica erklärtermaßen der Reformation und damit der konfessionellen Propaganda dienen. Kaspar Goldtwurm Athesinus (der Etschtaler; 1524-1559) wurde in Sterzing/Tirol geboren. Er studierte seit Ende der 1530-Jahre in Wittenberg Theologie bei Luther und Melanchthon und führte als Hofprediger in Marburg und später als Superintendent die Reformation in der Grafschaft Nassau-Weilburg ein.Sein Erstlingswerk Schemata rhetorica, teutsch bestimmt er vornehmlich in der Redekunst unerfahrenen Predigern als Anleitung zur Verfertigung von „zierlichen / förmlichen vnd artigen reden […] / dadurch den mensch en lust / lieb vnd begird zûzuhören / auch die hertzen geriert vnd bewegt werden mögen“ (Schemata rhetorica, Ar).Der Text ist ein einzigartiges Dokument der Entwicklung deutschsprachiger Rhetoriktheorie und zugleich eine ganz ungewöhnliche Quelle für die Erforschung der reformationszeitlichen Kommunikationskultur.Ziel dieses von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Projektes ist es, den in seiner Art einmaligen Theorietext zur Reformationsrhetorik aus der Feder des Marburger Theologen Kaspar Goldtwurm zu edieren und zu kommentieren und damit für moderne Leser zu erschließen. Editionsgrundlage ist dabei der einzige Druck von 1545 (Marburg: Andreas Kolbe). Der Kommentar wird zweigliedrig erstellt: zum einen soll er jeweils das inhaltliche Konzept der vier Hauptkapitel und der 68 Figurenartikeln erläutern sowie die rhetoriktheoretischen und -historischen Bezüge erklären. Zum andern übersetzt der Stellenkommentar die fremdsprachigen Termini und Zitate, führt deren Referenzstellen an und erläutert versteckte Anspielungen.
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