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Migration im Land-Stadt-Kontinuum Russlands im 20. Jahrhundert. Steuerbarkeit, Adaptivität und Bewältigungsstrategien.

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2010 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 157989500
 
Migration spielt in der Geschichte Russlands bzw. der Sowjetunion im 20. Jahrhundert eine zentrale Rolle. Sie bildete einerseits die Voraussetzung für Urbanisierung und Industrialisierung, nahm aber andererseits immer wieder für die aufnehmenden Städte wie für die abgebenden ländlichen Regionen problematische Formen an, sodass die Behörden vor die Notwendigkeit gestellt waren, regelnd einzugreifen. Aus dieser Problematik ergibt sich die Ausrichtung des Projekts. Es untersucht Migrationen und Verstädterungsprozesse im Hinblick auf die Steuerbarkeit der Migrationen und die Bewältigung soziokultureller Migrationsfolgen. Den räumlichen Bezugsrahmen bilden dabei der Gesamtstaat sowie zwei unterschiedlich strukturierte Beispielregionen (Ural und Nordkaukasien). Der zeitliche Rahmen ist das gesamte 20. Jahrhundert, von der ersten (1897) bis zur jüngsten (2002) Volkszählung. Der Fokus liegt auf der poststalinistischen Sowjetunion. Hinsichtlich der Steuerbarkeit von Migration wird unterschieden zwischen politischadministrativen Steuerungsversuchen (Gesetze, Zuzugsbestimmungen, Passsystem, Sperrzonen, Zwangsmigrationen) sowie nichtbehördlichen Steuerungsmechanismen (Sozialkontrolle bzw. Solidarität in der Dorfgemeinde und Familie, Pull- und Push-Faktoren sozioökonomischer, naturräumlicher oder demographischer Art, individuelle Migrationsentscheidung). Durch den Abgleich struktureller Merkmale mit subjektiven Wahrnehmungen und soziokulturellen Faktoren soll untersucht werden, wie die Land-Stadt-Wanderungen mit den Rahmenbedingungen in Bezug gesetzt werden können und inwieweit sie sich als steuerbar erwiesen bzw. von den verschiedenen Faktoren beeinflusst und gesteuert wurden. Neben der - nur begrenzt wirksamen - Steuerung des Migrationsverhaltens werden auf regionaler und lokaler Ebene auch die Strategien zur Bewältigung der Folgen von Ab- und Zuwanderung untersucht. Bei der Analyse dieser Versuche der kontrollierten Abmilderung struktureller und kultureller Veränderungen des bestehenden Systems wird den kulturellen Wechselwirkungen zwischen ländlichem und städtischem Raum besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Forschungs- und erkenntnisleitend ist eine adaptierte Theorie von Migrationssystemen, die die verschiedenen Faktoren, die Migration am Herkunftsort, am Zielort und in übergeordneten Raumeinheiten bedingen und beeinflussen, miteinander vernetzt. Das bisher vor allem auf länderübergreifende Migrationen angewandte, auf kultureller Differenz beruhende Modell des Migrationssystems soll auf Binnenmigrationen übertragen werden, wobei demographisch-statistische, soziologische und kulturgeschichtliche Herangehensweisen kombiniert werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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