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Netzwerke im europäischen Handel des Mittelalters.

Subject Area Medieval History
Term from 2009 to 2010
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 160874660
 
An dem theoretischen Modell ,Netzwerk', analytisch exemplifiziert an ausgewählten Themata europäischer Handelsgeschichte des Mittelalters, versuchte der ,Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte' auf der Tagung im März 2008 die Chancen für eine bereits von der Neoklassik in ihrem Theorem vom überzeitlich rationalen menschlichen Handeln nach Opportunitätskosten verworfene Annäherung der beiden Wirtschaftsgeschichten, jener der Historiker und jener der Ökonomen, auszuloten. Als mögliche, auch von Seiten der Historiker begehbare theoretische Brücke hat Stephan Selzer die Neue Institutionenökonomik, insbesondere den von Avner Greif an historischen Beispielen erprobten Netzwerkbegriff, vorgeschlagen. Denn Entwicklungsgrad und Modalitäten wirtschaftlicher Vergesellschaftung sind seit langem zentrale Untersuchungsfelder der historischen Wirtschaftsgeschichte. Die einzelnen Beiträge über die in der historischen Überlieferung vorfindbaren Netzwerke des mittelalterlichen Handels bündeln sich zu sechs inhaltlichen Querschnittsfeldern: 1.) in der Definition von Netzwerken, wobei sich zeigt, dass überregionale Messesysteme zwar keine Netzwerke darstellten, aber ein Verhältnis von sich wandelnden Messe- und Märktesystemen - Holger Kruse hat hier erstmals der Forschung die Pariser Messen erschlossen - zu Netzwerkstrukturen des Handels festzustellen ist; 2.) in der Entstehung und Entwicklung von Netzwerken, was etwa Michael Toch am Beispiel von jüdischen Kaufleuten arabischer Sprache und hebräischer Schrift im Maghreb zeigt; 3.) im Funktionieren von Netzwerken, wobei das Problem sanktionenbewehrten Vertrauens im Vordergrund steht; 4.) in den Vor- und Nachteilen von Netzwerken (Opportunitätskosten) im Vergleich zu hierarchisch strukturierten Handelskompagnien; 5.) in den Grenzen und 6.) im Zerfall von Netzwerken. Insgesamt wird die These von der Überlegenheit von Netzwerkstrukturen kritisch bewertet. Die Frage nach der Zukunft eines Gesprächs zwischen historischer und ökonomischer Wirtschaftsgeschichte hängt davon ab, wie es gelingt, den Reduktionismus der ökonomischen Modelle historisch aufzubrechen.
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