Respondent Incentives, Interviewer Training, and Survey Participation
Final Report Abstract
Hintergrund des Projektes ist die Erfahrung, dass die Bereitschaft zur Teilnahme an wissenschaftlichen Befragungen zurückgeht. Dies kann in allen Industrienationen und so auch in Deutschland beobachtet werden. Je weniger der zufällig ausgewählten Personen an einer Umfrage teilnehmen, desto größer ist die Gefahr, Ergebnisse zu erhalten, die zwar auf die befragten Personen zutreffen, nicht aber verallgemeinert werden können. Im PPSM-Projekt "Respondent Incentives, Interviewer Training and Respondent Participation" wurde untersucht, ob Geldgeschenke, die vor dem Interview an die Befragungspersonen versandt wurden, die Bereitschaft zur Teilnahme erhöhen. Um die Frage zu klären, wurde ein Experiment in einem Teil der Umfrage "Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe" (SHARE) durchgeführt. Die Adressen aus der Stichprobe wurden zufällig in vier Gruppen aufgeteilt. Drei Gruppen erhielten Geldbeträge in unterschiedlichen Höhen (10, 20 und 40 Euro) mit dem Ankündigungsschreiben der Studie als Geschenk mitgeschickt, eine Gruppe erhielt kein solches Geldgeschenk und diente als Kontrollgruppe. Es zeigte sich, dass die Personen, die ein Anschreiben mit Geldgeschenk erhielten sehr viel häufiger an der Studie teilnahmen als Personen aus der Vergleichsgruppe. Die Teilnahmebereitschaft, wenn 40€ verschenkt wurden, war mit 54% doppelt so hoch wie in der Kontrollgruppe (27%). Geldgeschenke von 10€ bzw. 20€ hatten eine geringere, in etwa gleiche Wirkung (38 bzw. 41% Antwortbereitschaft). Einige wenige Befragte beschwerten sich allerdings über die Zusendung von Bargeld und äußerten Unverständnis über das Vorgehen. So riefen etwa 6,5 Prozent der Befragten, die, Geld zugesandt bekamen, direkt bei der Hotline an und verweigerten ihre Teilnahme an der Studie. Der Geldbetrag spielte hierbei keine Rolle. In der Gruppe ohne Geldgeschenk taten dies nur 1,5 Prozent der Befragten. Eine Person beschwerte sich bei ihrem Bundestagsabgeordneten, der wiederum den zuständigen Parlamentarischen Staatssekretär im Forschungsministerium informierte. Insgesamt jedoch fanden 94% der im Experiment angesprochenen Personen das Vorgehen akzeptabel. Die Kosten eines solchen Vorgehens sind nicht unbeträchttich, da auch bei einem Geldgeschenk von €40 etwa 46% der Kontaktierten nicht antwortbereit waren. Effektiv wurde in diesem Fall pro realisierter Antwort €74 in Geldgeschenke investiert. Mit der Studie ging eine sehr kurze Nachbefragung derjenigen Personen einher, die nicht bereit waren, den gesamten SHARE Fragebogen zu beantworten („door-step interview"). Es zeigte sich, dass die Befürchtung, dass Ergebnisse nicht verallgemeinert werden können, weil die antwortbereiten Personen nicht bevölkerungsrepräsentativ sind, nicht bestätigt werden konnte. Die Antworten der SHARE-Befragten und der Befragten des door-step Interviews unterscheiden sich nicht systematisch voneinander. Auch die Zahlung eines Geldgeschenkes beeinflusst nicht die Ergebnisse der Studie.