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Wiederbelebung des antiken Geistes im asiatischen Körper? Fusion griechischer Tragödien mit östlichen Theatertraditionen als Universialisierung westlicher Kultur am Beispiel zweier 'Medea'-Aufführungen aus China und Taiwan

Applicant Kuan-wu Lin
Subject Area Theatre and Media Studies
Term Funded in 2010
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 167216322
 
Die Dissertation verfolgt die zentrale Fragestellung, weshalb seit ca. 1970 weltweit zunehmend griechische Tragödien adaptiert und dabei oft mit östlichen Theatertraditionen verknüpft werden. Bedeutende Altphilologen wie z.B. Edith Hall führen dieses Phänomen einerseits auf den universellen Charakter der Tragödien zurück und zum anderen auf ein wachsendes kulturelles Selbstbewusstsein des Ostens. Diese These wird anhand zweier Adaptionen von Euripides' „Medea" aus China und Taiwan überprüft, die in traditioneller Theaterform bzw. mit Pekingoper-Schauspielern aufgeführt werden. Wie in der detaillierten Analyse dargelegt, ist die angebliche Zielsetzung der östlichen Regisseure als Reformierung des traditionellen Theaters bzw. der Vermittlung einer feministischen Aussage unzutreffend und stattdessen handelt es sich um eine kulturpolitische Strategie, um den Zugang zur internationalen Bühne zu erlangen. Umgekehrt entlarvt die These der Universalität der griechischen Tragödie den Zusammenhang zwischen kulturpolitischen und geopolitischen Strategien, indem die antike griechische Kultur zur Legitimation des globalen Führungsanspruchs der USA instrumentalisiert wird, was zudem erstaunliche Analogien der politischen Funktion des antiken Theaters zwischen Antike und Gegenwart zutage fördert.
DFG Programme Publication Grants
 
 

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