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Alphabetisierung, Orthographie und Schrifterwerb im 19. und 20. Jahrhundert

Antragstellerin Dr. Manuela Böhm
Fachliche Zuordnung Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung Förderung von 2010 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 169801897
 
Im Mittelpunkt des Projekts, das als Habilitation im Fach germanistische Linguistik an der Universität Kassel über eine Laufzeit von drei Jahren konzipiert ist, steht die deutsche Orthographiegeschichte des 19. und frühen 20. Jh.s. Gegenstand ist die Rekonstruktion von Orthographie-Erwerb, Alphabetisierung und Normierung in einem Zeitraum, in dem zwei für die deutsche Schriftsprache wesentliche Ereignisse synchron laufen: Die Vollalphabetisierung der deutschen Bevölkerung und die Normierung der deutschen Orthographie. Dieser Zusammenhang zwischen Alphabetisierung als individueller und kollektiver Schrift- und Orthographie-Erwerb und der Standardisierung als heteronome Setzung orthographischer Normen und ihrer Kodifizierung wird in vier Untersuchungsbereichen aufgearbeitet und gezeigt, wie sich die Formulierung, Statuierung und Durchsetzung von Normen zur Realität schreibender Menschen verhält. Damit rücken Schreibpraxen in den Mittelpunkt linguistischen Interesses, die zwar den Normalfall sprachlicher Produktion darstellen, denen in der sprachhistorischen Forschung jedoch allenfalls periphere Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Jüngst wurde in Konzepten wie der ‚Sprachgeschichte von unten’ eine Neuperspektivierung der Sprachgeschichte in diesem Sinne gefordert. Das beantragte Projekt untersucht Orthographie- Erwerb nicht nur in sozialer, sondern auch in grammatischer Hinsicht und erweitert somit die in diesem Konzept verankerten historisch-soziolinguistischen Fragestellungen um eine strukturell-grammatische Komponente der Graphematik. Von diesem Projekt ist zum einen eine systematische Darstellung der jüngeren Sprachgeschichte und somit eine Aufarbeitung von Forschungslücken zur deutschen Orthographiegeschichte und zum anderen ein genereller Aufschluss über Formationen von überindividuellem sprachlichem Wissen und Problemlösungsstrategien beim Verschriften zu erwarten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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