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Umgang mit Heterogenität: Verhältnisse zwischen Behinderung und Geschlecht in der gesamten Lebensspanne

Fachliche Zuordnung Bildungssysteme und Bildungsinstitutionen
Förderung Förderung von 2010 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 178787142
 
Erstellungsjahr 2014

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Gleichberechtigte soziale Teilhabe behinderter Menschen einschließlich einer integrativen/inklusiven Bildung aller Mädchen und Jungen erfordert nicht nur positive, demokratisch orientierte, pädagogische Arbeitsansätze, sondern auch eine fundierte wissenschaftliche Auseinandersetzung mit sozialen Ungleichheitslagen, die zu negativen Zuschreibungen und Statuszuweisungen führen können und in der Pädagogik und angrenzenden Gebieten kritische Beachtung finden sollten. Hier setzte das vorliegende Projekt an: Untersucht wurden gegenseitige Beeinflussungen und Wechselwirkungen zwischen den Kategorien Behinderung, Geschlecht und Alter (Lebensphasen) auf der methodischen Basis von statistischen Sekundäranalysen und gezielten Experteninterviews Als theoretische Grundlage bot sich vor allem die aus der Frauen- und Geschlechterforschung hervorgegangene Intersektionalitätsforschung an, die gleichzeitig durch die - gegenüber der bislang weitgehend favorisierten Verbindung zwischen den Strukturkategorien gender, class, race - noch relativ neue Fokussierung auf Wechselwirkungen zwischen Geschlecht, Behinderung und Alter eine kritische Überprüfung und Ausdifferenzierung erfuhr. Deutlich wurde, dass - über die gesamte Lebensspanne hinweg betrachtet - Behinderung nicht eine einzige und einheitliche soziale Konstruktion darstellt, sondern dass in den einzelnen Lebensabschnitten verschiedene - politische - Perspektiven dominant werden und unterschiedliche Facetten von Behinderung hervorheben: Am Lebensanfang und in den ersten Lebensjahren wird Behinderung vorwiegend aus gesundheitspolitischer Sicht definiert. - Abgelöst wird diese Sichtweise durch eine überwiegend bildungspolitische Perspektive. - Diese wiederum wird verdrängt von einer arbeitsmarkt- und damit wirtschaftspolitischen Perspektive (allerdings unter systematischer Ausblendung der Reproduktionsarbeit und damit einer familienpolitischen Perspektive), die schließlich einmündet in eine sozialpolitische Perspektive. Dabei konnte nachgewiesen werden, dass die Strukturkategorien Behinderung und Geschlecht über die gesamte Lebensspanne hinweg - in z.T. rasanter Dynamik - sehr unterschiedliche Wechselwirkungen miteinander eingehen: Während in Kindheit und Jugend der Eindruck sozialer Benachteiligung von (behinderten) Jungen gegenüber (behinderten) Mädchen entsteht, zeigen sich über das gesamte Erwachsenenalter hinweg deutliche Benachteiligungen behinderter Frauen gegenüber behinderten Männern, und zwar auf der Grundlage gesamtgesellschaftlicher Strukturen (v.a. auch der geschlechterspezifischen Arbeitsteilung) und institutioneller Vorgaben. Die Ergebnisse des Projektes machen deutlich, dass Behinderung nie geschlechtsneutral und altersunabhängig existiert. In der wissenschaftlichen Forschung sollte dies allgemeine Beachtung finden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2011): Das Alter ist weiblich? - Aspekte der Erforschung von Verhältnissen zwischen Behinderung, Alter und Geschlecht, in: VHN 80. Jg., H. 3, S. 204-214
    Schildmann, Ulrike
  • (2011): Strukturkategorien Geschlecht, Alter, Behinderung, in: Hinz, Renate / Walthes, Renate (Hrsg.): Verschiedenheit als Diskurs, Tübingen (Narr Francke Attempto Verlag), S. 109-118
    Schildmann, Ulrike
  • (2011): Verhältnisse zwischen Geschlecht, Behinderung und Alter/Lebensabschnitten als intersektionelle Forschungsperspektive, in: Journal Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung NRW Nr. 29/2011, S. 13-15
    Schildmann, Ulrike
  • (2012): Verhältnisse zwischen Inklusiver Pädagogik und Intersektionalitätsforschung: sieben Thesen. In: Simone Seitz u.a. (Hrsg.): Inklusiv gleich gerecht? Inklusion und Bildungsgerechtigkeit. Bad Heilbrunn/Obb. (Klinkhardt) 2012, S. 93-99
    Schildmann, Ulrike
  • (2012): Wechselwirkungen zwischen sozialen Ungleichheitslagen: Behinderung, Geschlecht, Alter/Lebensphasen - neuer Forschungskomplex an der TU Dortmund. In: VHN, 81. Jahrgang, H. 1, S. 70-72
    Schildmann, Ulrike
  • (2013): Wechselwirkungen zwischen Geschlecht und Behinderung von der frühen Kindheit bis ins hohe Erwachsenenalter. In: Behindertenpädagogik, 52. Jg., Heft 1, S. 68-81
    Schildmann, Ulrike
 
 

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