Ziel des 2010 entstandenen Netzwerks war es, einen wechselseitigen Bezug zwischen Medien und Baukunst herzustellen, um die Bildmedien der Architektur in eine zentrale theoretische Position zu rücken. Als ein erster methodologischer Brückenschlag zwischen der Architekturgeschichte und den neueren Theorieansätzen der Kommunikations- und Medienwissenschaften hat es damit Neuland betreten. Indem es einerseits mit dem Deutungsinventar operierte, das die Fachdisziplin der Architekturgeschichte seit dem späten 19. Jahrhundert entwickelt hat, und andererseits mit dem vielfältigen Angebot aktueller Bild- und Medientheorien, eröffnet es einen neuen Forschungsansatz. In Anbetracht von Format, Mitteln und verschiedenartigen methodischen Herangehensweisen erwies sich im Verlauf der Arbeitstreffen eine thematische Konzentration auf den Bereich der Architekturzeichnung als angemessen, wobei der methodologische Ansatz weigehend offen gehalten wurde. Die zu Anfang anvisierten Bereiche der Architekturgrafik und des Architekturmodells konnten nicht im selben Umfang wie die Architekturzeichnung berücksichtigt werden. Als wichtigstes Ergebnis ist der Tagungsband anzusehen. Dessen Inhalt lässt sich folgendermaßen beschreiben: Hatte schon Vitruv mit der Unterscheidung von orthographia, ichnographia und scaenographia (Grundriss, Aufriss und Körperbild) eine erste Typologie der dispositio (Darstellungsmittel) angedeutet, so interpretierten Architekturtheorie und –praxis der Frühen Neuzeit diese auf unterschiedliche Weise. Als richtungsweisend erwiesen sich dabei die architekturtheoretischen Maßgaben Leon B. Albertis (1404–1472) und Jacques A. Du Cerceaus (1510–1584). Indem sie Vitruvs Trias der Darstellungsmittel unter den Begriffen von lineamenta und portraicture erfassten, prägten sie zwei gegensätzliche Interpretationslinien, welche die Anwendung der Architekturzeichnung und ihre Deutung bis heute bestimmen: die wissenschaftsanaloge Darstellung in Gestalt von orthogonalen Plänen (lineamenta) auf der einen und die populäre Visualisierung in Form des perspektivischen Bildes (portraicture) auf der anderen Seite. Dieses bipolare Deutungsmodell wird im Rahmen des Tagungsbandes auf seine historischen Entstehungsbedingungen hin geprüft. Gleichzeitig werden historiografische, medien-, bild- und wahrnehmungsgeschichtliche Gesichtspunkte in den Blick genommen und epistemologische Bezüge zwischen Visualisierung, Architektur und Deutung präzisiert.