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Filmexil Moskau. Filmarbeit deutschsprachiger Emigranten in der Sowjetunion 1933-1945

Fachliche Zuordnung Theater- und Medienwissenschaften
Förderung Förderung von 2011 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 183820903
 
Erstellungsjahr 2016

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Gegenstand dieses Forschungsprojekts ist das deutsche Filmexil in der Sowjetunion während der Zeit des Nationalsozialismus, einst ein schwer zugängliches Terrain, das in nur geringem Umfang überhaupt wahrgenommen wurde. Mit dieser Arbeit liegt nun erstmals eine die Filmarbeit deutscher Emigranten in der Sowjetunion insgesamt darstellende Monographie vor, vergleichbar den über das Filmexil in Hollywood, Paris und London bereits erschienenen. Dabei handelt es sich, im Unterschied dazu, um eine Filmproduktionsgeschichte im umfassenden Sinne des Wortes. Das betrifft zum einen den historischen Rahmen, der sich von der Gründung der Internationalen Arbeiterhilfe nach dem Ersten Weltkrieg bis zu der der DEFA nach dem Zweiten erstreckt, zum andern die Produktionsverhältnisse im sowjetischen Exil selbst. Wenigen fertiggestellten Filmen stehen hier unverhältnismäßig viele Pläne zur Seite, die sich aus oft auch politischen Gründen nicht realisieren lassen. Diese unvollendeten und bisher weithin unbekannten Vorhaben erst geben Aufschluß über den Umfang und die Bedeutung des deutschen Filmexils in der Sowjetunion, die über die wenigen überlieferten Werke weit hinausreichen. Der außergewöhnliche Gegenstand verlangt mithin ein verändertes Konzept von Filmgeschichte, das insbesondere auch Fragmente und Vorarbeiten berücksichtigt, aus denen niemals Filme hervorgegangen sind. Moskau, der anfänglich so hoffnungsvolle Ort des Exils, der, im Gegensatz zu den westlichen Ländern, schon in den frühen dreißiger Jahren zur Produktion offensiv antifaschistischer Filme einlädt, hat die meisten Emigranten nicht nur enttäuscht, sondern viele von ihnen schließlich in Lebensgefahr gebracht, manchen auch das Leben gekostet. Nicht zuletzt in dieser Hinsicht unterscheidet sich das sowjetische Exil von dem in westlichen Ländern sehr gravierend. Neben der sei’s erfolgreichen oder gescheiterten Produktion von Filmen und deren ästhetischen und politischen Direktiven kommen hier in weitem Umfang auch die Lebensverhältnisse der Exilierten in der von Stalin mit Gewalt umgestalteten Sowjetunion zur Sprache. Dieser Zusammenhang erst gibt dem Begriff Filmexil einen anderen als nur summarischen Sinn. Eine lückenlose Darstellung bleibt auf der Grundlage einer fragmentarischen Überlieferung einstweilen unmöglich. Die hier durch Recherchen vor allem in Moskau und Berlin erarbeitete Produktionsgeschichte des deutschen Filmexils in der Sowjetunion reicht indes so weit, daß nachfolgende Forschungen sich an den Ergebnissen der dieses Gebiet erstmals weiträumig erschließenden Arbeit orientieren können. Das Interesse daran ist in den zurückliegenden Jahren merklich gewachsen, gewiß auch aufgrund des noch reichlich vorhandenen und zumeist weithin unberührten Materials, das es dazu in deutschen und russischen Archiven zu entdecken gibt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2014) „Was bleibt und was lohnt!“ : Friedrich Wolf zum 125. Geburts- und 60. Todestag. Marburg. ISBN 978-3-8288-3357-9
    Christoph Hesse, Hermann Haarmann (Hrsg.)
  • Friedrich Wolfs Filmpläne im sowjetischen Exil. In: „Was bleibt und was lohnt!“ : Friedrich Wolf zum 125. Geburts- und 60. Todestag. Marburg 2014. S. 155– 176
    Christoph Hesse
  • (2015) Abschied von morgen. Szenen aus dem deutschen Filmexil in der Sowjetunion. In: Hermann Haarmann, Matthias Bormuth (Hg.): ›Um Abschied geht es ja nun‹. Exil und kein Ende. Marburg, S. 75–90
    Christoph Hesse
  • (2015) Home at a Distance. The Design of Nazi Germany in Exile Films from the Soviet Union. In: Journal of Design History. Jg. 28, Nr. 1, S. 33–47
    Christoph Hesse
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1093/jdh/epu038)
  • (2015) Ohne Namen. Die Darstellung der Verfolgung und Vernichtung der Juden im sowjetischen Kino 1938–1945. In: sans phrase. Zeitschrift für Ideologiekritik, Nr. 6, S. 110–130
    Christoph Hesse
  • Die Unsichtbare. Carola Neher am Rande des deutschen Filmexils in der Sowjetunion. In: Reinhard Müller, Bettina Nir-Vered, Olga Reznikova, Irina Sherbakova (Hg.): Carola Neher: gefeiert auf der Bühne, gestorben im Gulag : Kontexte eines Jahrhundertschicksals. Berlin 2016
    Hesse, Christoph
  • Filmexil Sowjetunion : deutsche Emigranten in der sowjetischen Filmproduktion der 1930er und 1940er Jahre, München : et + k, Edition Text + Kritik. 670 Seiten
    Christoph Hesse
 
 

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