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Archäologie und Geschichte der römischen Provinzen

Subject Area Ancient History
Term from 2006 to 2011
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 18450043
 
Final Report Year 2012

Final Report Abstract

Im Rahmen des Heisenbergstipendiums wurden in enger Zusammenarbeit mit Geo-Wissenschaftlern, Palynologen und Ingenieurwissenschaftlern vier Themenfelder untersucht. Einzelne, unvorhersehbare Komplikationen, die sich im Zuge der Feldarbeit ergaben, konnten durch die Anpassung des Arbeitsprogramms abgefangen werden. Im Ergebnis ergab sich eine ganze Palette wissenschaftlich belegter Aspekte zu dem fokussierten Generalthema, der kulturellen Transformation und den naturräumlichen Veränderungen, die sich unter dem Einfluss der römischen Herrschaft auf der Iberischen Halbinsel und im Donauraum vollzogen: Die Auswertung der in verschiedenen europäischen Museen verwahrten Grabfunde aus den ältesten Ausgrabungen in dem römischen Donaukastell Intercisa (Dunaújváros, Ungarn) ließ stärker als bisher die vorrömischen Wurzeln der dortigen Ansiedlung (Fundgut der Latène-Epoche) sowie die allmähliche Überprägung der „römischen“ Bevölkerung, respektive der entsprechenden Sachkultur durch ortsfremde, östliche Elemente während der Spätantike herausarbeiten. Der Blick auf die konkrete Ankaufsgeschichte beleuchtet die Entstehung der großen nationalen archäologischen Sammlungen im deutschsprachigen Raum, deren wissenschaftliche Konzeptionen sowie die „Frühgeschichte“ der provinzialrömischen Archäologie. Die Frage nach dem Verbleib der einheimischen, keltischen bzw. keltiberischen Bevölkerung in Hispanien und Pannonien wurde anhand dreier urbaner Zentren im Range von Munizipien untersucht. In Iuliobriga, Mirobriga und Mursella konnten durch großflächige geomagnetische Prospektionen erstmals geschlossene Siedlungspläne erstellt werden. Die Erschließung einzelner Baubefunde durch diagnostische Sondagegrabungen sowie Oberflächensurveys ermöglichte in der Folge deren stratigraphisch-chronologische Einordnung. Die Arbeitshypothese bestätigend, erwiesen sich vor allem die privaten Wohnhäuser als Indikatoren eines überaus differenzierten Umgangs der einheimischen Bevölkerung mit mediterranen Wohn- und Lebensformen. In den untersuchten Oberzentren wurde ein zurückhaltender Umgang mit der römischen Kultur beobachtet. Ein einzelnes, mediterran wirkendes Wohngebäude entsteht im pannonischen Mursella erst mehr als drei Generationen nach der Stadtrechtverleihung, im hispanischen Iuliobriga errichtet dagegen nur die erste Siedlergeneration einzelne Peristylhäuser und im lusitanischen Mirobriga werden zwar entsprechende Haustypen adaptiert, die öffentlichen Bauten zeigen aber alleine ein Miniaturprogramm. Dies mahnt zur Vorsicht bei der Beurteilung des Urbanisierungs- und Akkulturationsgrades eines Provinzgebietes allein anhand der althistorisch verbürgten privilegierten Städte. Die Auswirkungen der mediterran-römischen Landwirtschaft auf das vorrömische, eisenzeitliche Landschaftsbild sowie die Umweltbedingungen wurde im Süden der römischen Provinz Lusitanien interdisziplinär untersucht. Anhand der Ästuare der Küstenlinie ließ sich aufzeigen, wie das seit der Bronzezeit immer stärker werdende Erosionsgeschehen in den Einzugsgebieten in der römischen Kaiserzeit seinen Höhepunkt erreichte und tiefgreifende Auswirkungen auf den regionalen Naturraum mit sich brachte. Da sich klimatische Ursachen dafür ausschließen ließen, darf dies als unmittelbare Auswirkung der menschlichen Landnutzung in den hydrographischen Einzugsgebieten, namentlich einer extensiveren römischen Landwirtschaft gedeutet werden. In der Konsequenz vermochte die zeitdifferenzierte Kartierung des küstengebundenen Gewerbes das Fortschreiten der Verlandung nachzuzeichnen. Schließlich konnten die bau- und heiztechnischen Details eines sowohl im kulturellen als auch architektonischen Sinne als kaiserzeitliche Innovation innerhalb der keltiberischen Welt zu verstehenden Doppelbades in Westlusitanien (Mirobriga) in ihrem erhaltenen Ist-Zustand dokumentiert werden. Das daraus entwickelte virtuelle Gesamtmodell der Thermen kann nunmehr zur Simulation heiztechnischer Prozesse durch „reproduzierbare“ Experimente im naturwissenschaftlichen Sinne genutzt werden.

Publications

  • La determinación del perímetro urbano de IULIOBRIGA (Cantabria). Prospecciones geofísicas en el sector de La Llanuca. Madr. Mitt. 50, 2009, 172–196
    Felix Teichner, J. J. Cepeda Ocampo, J. M. Iglesias Gil & A. Ruiz Gutiérrez
  • Archäologisches zur Herstellung von Olivenöl und Wein in Hispanien – Ein Forschungsbericht. Bonner Jahrb. 210/211, 2010/11, 95–178
    Felix Teichner, Y. Peña
  • Die römischen Gräberfelder von Intercisa II: Die Altfunde aus den Museumssammlungen in Berlin, Mainz und Wien. Bestandskatalog 11 des Museums für Vor- und Frühgeschichte SMPK, Berlin-Charlottenburg (Berlin 2011)
    Felix Teichner
  • »Nam primum tibi mater Hispania est, terris omnibus terra felicior« - Spätantike Villen und Residenzen auf der Iberischen Halbinsel. In: G. von Bülow/H. Zabehlicky (Hrsg.), Bruckneudorf und Gamzigrad. Spätantike Paläste und Großvillen im Donau-Balkan-Raum. Kolloquien zur Vor- und Frühgeschichte (Frankfurt 2011) 293–308
    Felix Teichner
  • El territorium de Ossonoba (Lusitania): economía agrícola (oleum et vinum) y «noagrícola» (garum et purpura). In: J.-L. Fiches, R. Plana Mallart et V. Revilla Calvo (Hrsg.), Paysages ruraux et territoires dans les cités de l’Occident romain. Gallia et Hispania, actes du colloque international AGER IX, Barcelone, (Montpellier 2012) 131–142
    Felix Teichner
 
 

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