Detailseite
Geographien sozialer Angst - die Schweinegrippe als globalisiertes Angstereignis
Antragsteller
Professor Dr. Jonathan Everts
Fachliche Zuordnung
Humangeographie
Förderung
Förderung von 2010 bis 2015
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 186439511
Ziel des Projektes ist die Erforschung globaler Angstereignisse aus kultur- und sozialgeographischer Perspektive. Im Zusammenhang mit Pandemien wie der sogenannten Schweinegrippe soll untersucht werden, wie Angstereignisse entstehen und sich verbreiten können. Angesetzt wird an der Frage, wie ein „neutrales“ Wissen (es gibt einen neuen Virus) in ein „öffentliches“ Wissen (es gibt eine Bedrohung für die Menschheit) übersetzt wird. Dieses Wissen wird an konkreten Orten hergestellt, die im Forschungsprojekt als globale Orte der Ereignisproduktion bezeichnet werden. Dabei handelt es sich hauptsächlich um global agierende Gesundheitsorganisationen (CDC in Atlanta, ECDC in Stockholm, WHO in Genf). Die Produktion öffentlichen Wissens - z.B. Pressemitteilungen, Karten und Internetauftritte - soll dort mithilfe qualitativer Methoden untersucht werden. Danach wird von da aus der Verbreitung der verschiedenen Artefakte gefolgt. Gemeint ist damit, dass parallel zur Ausbreitung des Virus selbst eine Ausbreitung von Karten, Bildern, Zahlen, Berichten und gesundheitspolitischen Strategien zu beobachten ist, die eine globale Gefährdung suggerieren. Damit werden vermeintlich objektive Artefakte zu Trägern von Emotionen. Diesen Prozess gilt es vor dem Hintergrund des emotionalen Verstehens der Akteure, die sich beruflich mit der Schweingrippe auseinandersetzen müssen, zu rekonstruieren. Die Bedeutung von historischen Vergleichen (z.B. „Spanische Grippe“), „Preparedness“-Plänen und Impfdebatten spielt dabei eine ebenso große Rolle wie die Regionalisierungen, die den Umgang mit Angst und Risiko erleichtern sollen (z.B. Einteilungen in Risikogruppen). Die Forschungsergebnisse werden auf Generalisierbarkeit überprüft, indem sie mit ähnlichen Phänomenen wie der Klimadebatte oder dem internationalen Terrorismus verglichen werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen