DFX-orientierte Unterstützung von multikriteriellen Entscheidungsprozessen in der Produktentwicklung
Final Report Abstract
Für die vorliegende Arbeit waren zwei eng miteinander verbundene Fragestellungen von zentralem Interesse: 1. Wie können Produktentwickler möglichst effizient auf das in einer Vielzahl von DfX- Richtlinien enthalten Erfahrungswissen zurückgreifen? 2. Wie können bei vielfach abhängigen Zielsetzungen optimale Kompromisslösungen gefunden werden, besonders in den frühen Phasen der Produktentwicklung? Aus der Beschäftigung mit der ersten Fragestellung entstand ein Informationssystem zur ganzheitlichen Recherche von Richtlinien aus allen DfX-Bereichen. Eine Besonderheit ist dabei die Klassifizierung von Richtlinien nach entsprechenden Mittel-Zweck-Beziehungen: Es wird systematisch nachvollzogen, welche Produkteigenschaft durch die Ausprägung eines bestimmten Merkmals erreicht werden soll und welche Ziele durch die entsprechende Produkteigenschaft erfüllt werden sollen. Auf diese Weise ist es erstmals möglich, auch unscharfen Aspekten (z. B. „Kosten", „Qualität") konkrete Richtlinien zuzuordnen. Die prototypisch implementierte Software zeigt das Potential des Ansatzes. Als Ergebnis einer Auseinandersetzung mit der zweiten Fragestellung wurde ein umfassender Ansatz auf Basis einer interaktiven Visualisierung abhängiger Produkteigenschaften (BalanceSD) erarbeitet. Hierfür wurden Anleihen von dem aus der Psychologie bekannten Konstrukt „Wahrnehmungsraum" genommen. So wird davon ausgegangen, dass die mit dem jeweils betrachteten Produkt vertrauten Experten eine genaue Wahrnehmung der Abhängigkeiten zwischen den entsprechenden Produkteigenschaften haben. Dieser Wahrnehmungsraum wird mit BalanceSD sichtbar gemacht Als Eingangsinformation werden dabei lediglich von Experten relativ leicht durchführbare Paarvergleiche oder qualitative Abschätzungen der Auswirkungen der Entscheidungsvariablen (Produktmerkmale) auf die erwünschten Eigenschaften benötigt. Es wurde aufgezeigt, dass diese Art der Visualisierung eine transparente, leicht verständliche Darstellung komplexer Zusammenhänge bei Entscheidungsaufgaben liefert. Die Möglichkeit, darin interaktiv Strategien (Kompromisse) festzulegen und entsprechende Gewichtungsfaktoren abzuleiten, erlaubt nicht zuletzt erstmals eine zuverlässige Handhabung abhängiger Ziele bzw. Kriterien auch in frühen Phasen der Produktentwicklung. Die Wirkungsweise und Aussagekraft des Ansatzes wurde anhand eines Anwendungsbeispiels gezeigt.
Publications
- Influence of DFX-Criteria on the design of the product development process, in: Vajna, S. (Hrsg.): 6th integrated product development workshop, Bad Salzelmen, 2006
Bauer, S.; Paetzold, K.
- Decision Making with interdependent Objectives in Design for X, in: Proceedings of the 16th International Conference on Engineering Design (ICED 07), Paris. 2007
Bauer, S.; Meerkamm, H.
- Konzept und Umsetzung eines Systems zur strukturierten Sammlung und Bereitstellung von DfX-Richtlinien, in: DESIGN FOR X, Beiträge zum 18. Symposium, H. Meerkamm (Hrsg.), Neukirchen, 2007, S. 13-22
Bauer, S.
- Requirements Management in Early Stages of Mechatronic Design by Visualisation of Interdependencies, in: Proceedings of the Design 2008 - 10th International Design Conference, Cavtat, 2008, S. 501- 508
Stechert, C.; Bauer, S.; Franke, H.-J.; Meerkamm, H.
- Entwicklung eines Werkzeugs zur Unterstützung multikriterieller Entscheidungen im Kontext des Design for X, Dissertation am Lehrstuhl für Konstruktionstechnik, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Fortschrittsberichte VDI, VDI Verlag, Düsseldorf, 2009
Bauer, S.