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Brasiliens Selbstbild zwischen "Aufweißung" und "Rassenparadies": Politische Ikonografie und soziale Kontrolle im Übergang vom Kaiserreich zur Republik, 1870-1930

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2011 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 188786391
 
Im Zentrum dieses Projekts steht das von den brasilianischen Eliten im Zeitraum von ca. 1870 bis 1930 konstruierte nationale Selbstbild. Im Übergang von der monarchischen Sklavenhaltergesellschaft zur oligarchischen „Alten Republik“ verfolgten die sich selbst als kosmopolitisch verstehenden Machtgruppen im Süden und Südosten des Landes ein ehrgeiziges Ziel: die „Zivilisierung“ ihrer Region. Nach dem seit 1870 absehbaren Ende der Sklaverei wurden hierzu verstärkt europäische Migranten als Arbeitskräfte für die expandierende Kaffeewirtschaft angeworben. Vor allem in der Provinz São Paulo unterlag die Zuwanderung staatlicher Steuerung und war dabei wesentlich vom rassistischen Motiv des branqueamento („Aufweißung“) bestimmt. Während sich die Forschung bisher vor allem für die sozioökonomische Dimension sowie die demografischen Konsequenzen dieser Strategie interessiert hat, stehen in meinem Projekt die symbolisch-ikonografische und die diskursive Ebene im Vordergrund. Ausgehend von der Tatsache, dass im Brasilien der Post-Abolition keine speziellen Gesetze zur sozialen Kontrolle der schwarzen Bevölkerung erlassen wurden, wie dies etwa im Süden der USA der Fall war, konzentriere ich mich auf Diskurse der „rassischen Differenz“, die letztlich dasselbe Ziel hatten. Neben dem nach innen gerichteten Bild vom „inferioren Schwarzen“, das wesentlich vom „wissenschaftlichen“ Rassismus jener Zeit bestimmt war, soll aber auch Brasiliens Selbstdarstellung nach außen thematisiert werden. Das insbesondere auf den großen Weltausstellungen in den USA und Europa gezeichnete Bild von einem harmonischen „Rassenparadies“ (paraíso racial) sollte das angeschlagene Image der Sklavenhaltergesellschaft im Ausland aufpolieren und hat in wesentlichen Teilen bis heute überlebt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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