Transatlantische Vernetzung von Institutionen des Wissens am Beispiel der Syria Mission des American Board
Final Report Abstract
In dem Projekt wurde das in postkolonialen Diskursen entwickelte Paradigma der „transkulturellen Wissenserzeugung“ angewandt auf die Anwesenheit von amerikanischen protestantischen Missionaren in der Region des heutigen Libanon während des 19. Jahrhunderts und auf die Transformationen von Wissen, die dadurch ausgelöst wurden. Die Fragestellung des Projekts richtete sich vor allem auf Institutionen des Wissens. Die American University of Beirut ist eine bis heute bestehende, unmittelbar aus der hier untersuchten Begegnung hervorgegangene Institution. Die Gründung der ebenfalls bis heute bestehende American Oriental Society ist viel enger mit diesem und anderen missionarischen Projekten verwoben, als bisher bekannt war. Die durchgeführten Analysen an größtenteils unpubliziertem Archivmaterial in den USA und im Libanon konzentrierten sich auf die Entwicklung eines Zeichensatzes für den arabischen Druck und die darauf aufbauende Verbreitung des Drucks von Büchern und Zeitschriften, auf die Gründung und Vernetzung von wissenschaftlichen Gesellschaften und auf die transkulturelle Kooperation bei der Erzeugung von topographischem Wissen zu den Ländern der Bibel. Abweichend von den Erwartungen bei der Konzeption des Projekts zeigte sich, dass die Nachhaltigkeit der transkulturellen Vernetzung von Institutionen des Wissens sehr stark auf konkreten persönlichen Beziehungen zwischen relativ wenigen Akteuren beruhte, mit deren Kooperationsbereitschaft sie stand und fiel. Die Vernetzung über Institutionen des Wissens zeigte sich in der untersuchten Zeit noch praktisch ausschließlich als Domäne von Männern. Frauen vernetzten sich durchaus auch, aber nicht in derselben institutionellen Form. Eine zweite „Überraschung“ des Projekts war, dass in den untersuchten Arbeitsfeldern Deutschland als weiterer Partner für die Erzeugung von transkulturellem Wissen eine weit größere Rolle spielte als in der Konzeption erwartet. Dadurch wurde es möglich, die Erwartungshaltung und die Kooperationsbereitschaft der untersuchten amerikanischen Missionare in der Begegnung mit ihren arabischen Partnern noch einmal spezifischer zu bewerten, da sie in der Begegnung mit Deutschen signifikant andere Kooperationsmuster zeigten. Insbesondere im Hinblick auf „technisches“ Wissen nahmen die amerikanischen Akteure ihre deutschen Partner als überlegen wahr, während sie die arabischen Partner anfangs gar nicht, später nur als Empfangende für einen Austausch von technischem Wissen in Betracht zogen. In Fragen von Sprache, Literatur und Kunst dagegen nahmen sie die arabische Kultur als mindestens gleichwertig mit ihrer eigenen wahr.
Publications
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„The Misinterpretation of a Missionary Policy and its Impact on Questioning the Masculinity of Syrian Protestant Converts“, Yale-Edinburgh Conference on „Gender and Family in the History of Missions and World Christianity“, Edinburgh/ UK (Juni 2014)
Uta Zeuge-Buberl
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„Die ›Syrische Gesellschaft der Wissenschaften und Künste‹ (1847 – 1852): Ein Wendepunkt wissenschaftlichen Austausches zwischen West und Nahost“, 7. Deutscher Syrologentag, Georg-August-Universität Göttingen (Dezember 2011)
Uta Zeuge-Buberl
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„Die Syrische Gesellschaft der Wissenschaften und Künste“ (1847 – 1852): Ein Wendepunkt wissenschaftlichen Austausches zwischen West und Nahost, in: Martin Tamcke und Sven Grebenstein (Hg.), Geschichte, Theologie und Kultur des syrischen Christentums. Beiträge zum 7. Deutschen Syrologie-Symposium in Göttingen, Dezember 2011 (2014), S. 447-458
Uta Zeuge
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„Identity in Conflict: Biographies of Syrian Protestants“, 50. Deutscher Historikertag in Göttingen (Panel: „Beyond Hybridity? Members of Minorities as Brokers in Global Cultural Encounters in the Late Ottoman Empire“), September 2014
Uta Zeuge-Buberl
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„Misinterpretations of a Missionary Policy? The American Syria Mission’s Conflict with Buṭrus al-Bustānī and Yuḥannā Wurtabāt”, in: Near East School of Theology (N.E.S.T) Theological Review 36 (2015), S. 23-43
Uta Zeuge-Buberl
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„‘I have left my Heart in Syria’: Cornelius Van Dyck and the American Syria Mission“, in: Cairo Journal of Theology 2 (2015), S. 20-28
Uta Zeuge-Buberl
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„Die Mission des American Board in Syrien im 19. Jahrhundert: Implikationen eines transkulturellen Dialogs“. Stuttgart : Franz Steiner Verlag
Uta Zeuge-Buberl