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Human Rights and Religion. A cross-cultural research programme

Subject Area Empirical Social Research
Term from 2006 to 2011
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 19207640
 
Final Report Year 2011

Final Report Abstract

Welche Bedeutung messen Jugendliche unterschiedlicher religiöser Herkunft den Menschenrechten bei? Stehen sie den Menschenrechten positiv oder kritisch gegenüber? „Menschenrechte: trotz oder wegen Religion“ - so lautet der Titel der Studie, in der die Ergebnisse des empirischen Forschungsprojekts beschrieben werden. An der Untersuchung haben 1785 Jugendliche im Alter von 16 bis 18 Jahren mitgewirkt. Die Untersuchung zeigt, dass die befragten Jugendlichen die Menschenrechte insgesamt befürworten. Sehr starke Zustimmung erfahren die sogenannten sozio-ökonomischen Rechte wie Kinder- und Frauenrechte und das Recht auf soziale Sicherheit. Aber auch zivile Rechte unterstützten die Jugendlichen mit Nachdruck: Die Freiheit, einen eigenen Lebensstil zu wählen, und das Recht auf Rede- und Versammlungsfreiheit seien ihnen wichtig. In diesen Punkten gab es eine große Übereinstimmung unter den Befragten. Anders fallen die Ergebnisse aus, wenn es um die Freiheit religiöser Rede geht. Dann zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Jugendlichen – je nach religiösem Hintergrund. Insbesondere nicht-religiöse Jugendliche treten für eine ungehinderte religiöse Rede ein. Geht es nach ihnen, sei es auch erlaubt, religiöse Überzeugungen lächerlich zu machen. Dagegen seien christliche und mehr noch muslimische Befragte in diesem Punkt zurückhaltend. Sie meinen, dass nicht jedes Recht ohne Rücksicht auf die Folgen ausgeschöpft werden muss, sondern dass Pietät und Rücksicht gewahrt bleiben sollen. Auch in der Frage der Trennung von Staat und Kirche zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen religiösen und nicht-religiösen Jugendlichen. Geht es nach den Nicht-Religiösen, soll die Trennung von Staat und Kirche strikt sein. Religiöse Jugendliche hingegen unterstützen eine Kooperation von Staat und Kirche, wie sie in Deutschland geschieht. Das Recht auf Leben zum Beispiel eingeschränkt durch Abtreibung oder Euthanasie. Sollen Abtreibungen straffrei bleiben? Soll Sterbehilfe erlaubt sein? Oder gilt das Recht auf Leben uneingeschränkt? Auch in diesen Fragen fallen die Antworten der Jugendlichen je nach religiösem Hintergrund unterschiedlich aus: Während rund 80 Prozent der Nicht-Religiösen eine Abtreibung aus medizinischen Gründen für akzeptabel halten, sind es nur 60 Prozent der Christen und 50 Prozent der Muslime. Sterbehilfe halten 50 Prozent der Nicht-Religiösen, hingegen nur 45 Prozent der Christen und 35 Prozent der Muslime für legitim. Muslimische Befragte zeigen sich gegenüber einigen Rechten sensibler als ihre Altersgenossen. Knapp die Hälfte der Muslime tritt ein für weitgehende Flüchtlingsrechte und strikten Folterschutz, aber nur eine Minderheit der Christen und Nicht-Religiösen. Eine Erklärung für die stärkere Sensibilität sieht die Studie in der Minoritätssituation der Muslime in Europa und der weltweiten Situation, in der sich viele Muslime befinden. Für Muslime ist die Gültigkeit der Menschenrechte in vielen Ländern ein vitaleres Problem, als für die deutsche Mehrheitsgesellschaft, die Rechtssicherheit als Selbstverständlichkeit ansieht. Die veröffentlichte Studie bildet nicht den Abschluss der Forschung nach den Zusammenhängen von Religion und Menschenrechten. Im Dezember 2013 kamen Wissenschaftler aus 25 europäischen Ländern nach Würzburg, um zusammen ein neues Forschungsvorhaben zu beraten. Dieses Projekt will untersuchen, wie religiöse und nicht-religiöse Jugendliche in West- und Osteuropa die vielfältigen Formen von Diskriminierung beurteilen.

Publications

  • (2010). Menschenrechte in der Wahrnehmung christlicher und muslimischer Jugendlicher. In: Ziebertz H.-G. (Hg.), Menschenrechte, Christentum und Islam, Münster, 167-199
    Benzing T./Ziebertz H.-G.
  • (2010). Menschenrechte, Christentum und Islam. (Mit Beiträgen von L, Abid, W. Aries, T. Benzing, K. Hilpert, J.A. Van der Ven, S. Schmahl, W. Simon und H.G. Ziebertz), Münster: LIT Reihe: Religion und Recht
    Ziebertz H.-G.
  • (2011). Christian and Muslim Youth in Germany about Human Rights. In: Panorama. Intercultural Annual of Interdisciplinary Ethical and Religious Studies Research, 23/2011, pp. 164-182.
    Ziebertz H.-G./Reindl M.
  • (2011). Human Rights among Muslims and Christians in Palestine and Germany. In: Van der Ven J.A./Ziebertz H.-G. (Hgg.), Tensions within and between Religions and Human Rights. 2011, pp. 177-202, Leiden/Boston: Brill
    Webb R.J./Ziebertz H.-G./Curran J./Reindl M.
  • Religiöse Autorität und Menschenrechte, in: Ziebertz H.-G. (ed.), Praktische Theologie – empirisch, Münster: LIT, 2011, pp. 25-43.
    Ziebertz H.-G./Reindl M.
  • Menschenrechte: trotz oder wegen Religion? Eine empirische Studie unter jungen Christen, Muslimen und Nicht-Religiösen. (Empirische Theologie/Empirical Theology, Bd. 25) LIT Verlag Münster. 2012, 328 S., ISBN 978-3-643-11933-9
    Ziebertz H.-G./Benzing T.
  • Religious Socialisation and Values as Predictors of Human Rights Attitudes. In: Ven, van der J.A./Ziebertz H.-G. (Hgg.), Tensions within and between Religions and Human Rights. Leiden/Boston: Brill, 2012, pp. 223-248.
    Ziebertz H.-G./Reindl M.
  • Tensions within and between Religions and Human Rights, Leiden/Boston: Brill, 2012.
    Ven, van der J.A./Ziebertz H.-G.
    (See online at https://dx.doi.org/10.1163/9789004218697)
 
 

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