Effects concerning the level of aggregates of people, issues and time segments on the outcome of agenda-setting studies.
Final Report Abstract
Im Projekt wurden dynamische Prozesse öffentlicher Problemwahrnehmung untersucht. Dazu wurden über das GESIS Archiv in Köln zugängliche Befragungsdaten, die FORSA werktäglich in den Jahren zwischen 1994 und 2005 erhoben hat, mit der Themenkodierung der GLES Projektes vereinheitlicht ebenso wie Daten des Media Tenor zur Medienberichterstattung desselben Zeitraums. Dadurch liegen Angaben zu den Themen der Medienberichterstattung, den interessantesten Medienthemen aus Bevölkerungssicht sowie den wichtigsten Probleme der Bevölkerung vor, die auf unterschiedlichen Zeitebenen (Tage, Wochen, Monate) fusioniert wurden. Wie erwartet, erwiesen sich die Medienberichterstattung sowie das darauf bezogene Themeninteresse der Bevölkerung als ereignisbezogener, vielfältiger und volatiler als die Problemeinschätzung der Bevölkerung. Unerwartet waren aber (a) extreme Dominanz von Arbeitslosigkeit und sozialen Belangen wie Rente bei der Problemagenda, die starken Reaktionen der Bevölkerung auf Skandale – z.B. im Lebensmittelbereich oder die CDU-Spenden – oder auf Epidemien – z.B. BSE -, die allerdings immer wieder relativ schnell auf die Ausgangswerte zurückgingen, ohne Anzeichen für langfristige Folgen wie Verunsicherung oder Politikverdrossenheit. Nicht zuletzt zeigten sich strukturelle Merkmale der Medien- und Themenagenda im Zeitverlauf trotz der zeitgleichen Diffusion des Internets als relativ stabil. Lediglich die Themenentropie war in der Zeit leicht angestiegen (wie allerdings international auch schon in den Jahren zuvor). Im Zentrum des Projektes standen die Analyse unterschiedlicher Aggregierungsstrategien und deren Auswirkung auf die Resultate von Agenda-Setting Studien. In Bezug auf Personenaggregate fanden sich nur geringe Unterschiede zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen, abgesehen von dem bereits bekannten Effekt, der geringen Agenda-Setting Effekte der Medien auf Bevölkerungsgruppen, die sensibel für die entsprechenden Probleme sind. Bei den Themenaggregaten wurde festgestellt, dass große übergreifende Themenkomplexe (im GLES-System sind das 14) relativ reliabel und valide untersucht werden können, sich allerdings überwiegend mittlere Agenda-Setting Effekte feststellen lassen. Auf der Ebene einzelner Themen (im GLES-System sind das 95) ist die Kodierung schwieriger, die Agenda-Setting Effekte sind demgegenüber deutlich differenzierter. Bei der Analyse von Teilthemen oder einzelnen Ereignissen waren sowohl die thematische Abgrenzung sehr schwer als auch die festgestellten Agenda-Setting Effekte extrem themen- und kontextabhängig. Im Vergleich zwischen den Tages-, Wochen- und Monatsaggregaten waren vornehmlich Effekte festzustellen, die mathematisch durch das Zusammenspiel zwischen der internen Dynamik der einzelnen Zeitreihen sowie den externen zeitversetzten Effekten zwischen den Zeitreihen zu erklären waren. Insbesondere die Resultate zu den Themen- und den Zeitaggregaten belegen die Notwendigkeit, bei Thematisierungsstudien die Themenabgrenzung sowie das Zeitfenster und die Messungsfrequenz genau abzuwägen. Brandt, A. (2012) Demoskopie: Ich und der Nachbar. Der Spiegel 7/2012, S. 49 Dieckmann, H. (2012) Einen Schatz gehoben. wissen | leben 6(2), S. 1 Dieckmann, H. (2013) Der gelassene Deutsche. wissen | leben 7(2), S. 1 Gehrau, V. (2012) Die Themen des Jahrtausends. wissen | leben 6(2), S. 4 Gehrau, V. (2013) Es bleiben keine Narben. Süddeutsche Zeitung, Nr. 65, S. 27
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