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Die Radikalisierung der Askese in der Reichskirche: Jungfräulichkeit als exklusiv-christliche Lebensform
Antragsteller
Professor Dr. Georg Schöllgen
Fachliche Zuordnung
Katholische Theologie
Förderung
Förderung von 2011 bis 2015
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 197658450
Im 4. Jahrhundert entwickelt sich die lebenslängliche Jungfräulichkeit zum christlichen Leitideal. Mehr als 100 Jungfräulichkeitsschriften, viele von bedeutenden zeitgenössischen Theologen (Gregor von Nyssa, Johannes Chrysostomos, Ambrosius, Hieronymus) verfasst, entstehen in dieser Zeit und geben Zeugnis von der Breite dieser Entwicklung. Die Speerspitze dieser Bewegung sind asketische Gruppierungen, die die sexuelle Enthaltsamkeit als notwendige Voraussetzung des Heils für alle Christen propagieren.Ziel des Projekts ist die Untersuchung solcher Gruppierungen, die das Jungfräulichkeitsideal nicht nur für sich selbst gewählt haben, sondern es in einem heilsexklusivistischen Sinn als für alle Christen verbindlich ansehen. Diese Radikalisierung des Jungfräulichkeitsideals lässt sich im gesamten Römischen Reich annähernd zeitgleich beobachten und ist häufig verbunden mit einem ausgeprägten sozialen Programm, das an den Grundlagen der Ordnungen von Kirche und Staat rüttelt. So wird den Anhängern des Asketen Eustathius von den Vätern des Konzils von Gangra (ca. 343) vorgeworfen, den verheirateten Klerus und seine Gottesdienste zu verachten, ihre Kinder und altgewordenen Eltern sich selbst zu überlassen, die Sklaverei aufzukündigen, den Unterschied zwischen Mann und Frau einzuebnen und diese Forderungen als Heilsvoraussetzungen zu propagieren. Das beantragte Projekt soll alle Hinweise auf derart radikale Asketen sammeln, in den Kontext der neueren Askeseforschung stellen, ihre theologische Programmatik erheben sowie ihre religiösen und sozialen Motive analysieren.Zudem soll der innerkirchliche Umgang mit diesen radikalasketischen Gruppierungen (theologische Bekämpfung durch einzelne Theologen, disziplinäre Maßregelung besonders auf Synoden u. a.) aufgearbeitet werden und nach den Ursachen für ihr langsames Verschwinden seit dem Ende des 4. Jh. gefragt werden. Sind die Radikalasketen ausgemerzt oder in die Kirche reintegriert worden? Und wenn sie reintegriert wurden, wie hat dieser Prozess die Kirche verändert
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen