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Landnahme, Beschleunigung, Aktivierung. Dynamik und (De-)Stabilisierung moderner Wachstumsgesellschaften

Fachliche Zuordnung Soziologische Theorie
Förderung Förderung von 2011 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 200953000
 
Nach mehr als drei Jahren Arbeit im Kolleg halten die Antragsteller die im Erstantrag formulierte These, dass "die Steigerungslogik fortwährender Landnahmen, Beschleunigungen und Aktivierungen [möglicherweise] einen kritischen Schwellenwert überschritten [hat], an dem die Dynamisierungsimperative der kapitalistischen Moderne selbst zur Disposition stehen", für aktueller denn je. Einerseits befinden sich viele frühindustrialisierte Gesellschaften noch immer in einer ökonomischen Wachstumskrise, andererseits nimmt die Kritik an fossilistisch basierten Wachstumsmodellen zu. Wachstumskritische Impulse haben den internationalen Elitendiskurs erfasst, sie werden im Kontext von Innovation und Digitalisierung der Produktionsprozesse diskutiert und sind zum Auslöser sozialer Bewegungen geworden. Am facettenreichen Postwachstumsdiskurs hat das Kolleg einen gewichtigen Anteil. Es ist zu einem Ort international geführter Debatten um die Krisen des Wachstumskapitalismus geworden. Landnahme, Beschleunigung und Aktivierung sind in unterschiedlicher Weise in soziologische Fachdebatten und in öffentlich-politische Diskurse eingeflossen. Daran soll in der zweiten Förderphase angeknüpft werden. Nach den sozioökonomischen und soziokulturellen Wachstumstreibern werden nun die soziopolitischen Wachstumsmotoren und mögliche Übergänge in eine Postwachstumskonstellation in den Blick genommen. Das Kolleg beabsichtigt, vorrangig drei Fragestellungen zu bearbeiten:1. Was bedeuten Wachstumsimperative, -blockaden und neue Ungleichheiten für die Konstitution und Reproduktion "produktiver Subjekte"?2. Wie verhalten sich ökonomische Krisen und niedrige Wachstumsraten zur demokratischen Frage?3. Welche Konturen einer Postwachstumsgesellschaft sind denkbar, wünschbar und realisierbar? Zeichnen sich Übergänge zu solchen Gesellschaften ab? Wie lassen sich entsprechende Transformationsprozesse demokratisch gestalten?Diese Fragenkomplexe werden mit vier - neu akzentuierten - Metathemen (Krisenbegriffe und - theorien, Public Sociology, Wachstum und Männlichkeitskonstruktionen, Degrowth-Bewegungen) bearbeitet. Dabei kooperieren wir eng mit dem Jenaer Institut für Soziologie. Die Leitbegriffe der ersten Phase werden durch neue Kategorien (Resilienz/Demokratisierung; Entfremdung/Resonanz; Externalisierung/Umverteilung) ergänzt. ln Erweiterung des Erstantrags verfolgen wir drei Ziele. Erstens soll die Debatte um die Krise des Wachstumskapitalismus noch systematischer als bisher in einen Nord-Süd-Kontext eingebettet werden. Dafür werden zweitens Kooperationen in einem internationalen Netzwerk von Instituten ausgebaut, die sich einer kritischen Public Sociology widmen. Dieses Netzwerk soll drittens dazu beitragen, Möglichkeiten einer Transformation hin zu Postwachstumsgesellschaften in einem globalen Dialog zu bearbeiten.
DFG-Verfahren Kolleg-Forschungsgruppen
 
 

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