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Grundzüge einer Musikphilosophie nach Adorno
Antragsteller
Dr. Richard Klein
Fachliche Zuordnung
Theoretische Philosophie
Förderung
Förderung von 2011 bis 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 201041883
Das interdisziplinäre Forschungsprojekt entwirft Grundzüge einer Musikphilosophie in kritischer Auseinandersetzung mit Adorno. Es entstand 2011 als Plädoyer für ein Philosophieren, bei dem Musikwissenschaft und philosophische Theorie in ein wechselseitiges Verhältnis treten, das Hierarchien ebenso wenig kennt wie die methodische Distinktion der Gegenstandserfahrung nach fachlichen Zuständigkeiten. 2014 bildete sich zunehmend ein Konflikt aus, der das Projekt veränderte und Grund des Fortsetzungsantrags ist. Er lässt sich charakterisieren als Widerstreit zwischen einem »fachwissenschaftlichen« und einem »spekulativen« Moment. Das erste Moment setzt am musikalischen Werk an und entwickelt in der Analyse und Kritik von dessen eigensinniger Gestalt ihre Kategorien. Forschung ist kein Bereich außerhalb der Philosophie, sondern ein Modus des Philosophierens selbst. Zum anderen macht sich eine spekulative Problematik geltend, die den fachsystematischen Ansatz übersteigt. Sie entzündet sich daran, dass Adorno in der Auseinandersetzung mit Beethoven spezifische Erfahrungsgehalte seines Denkens erschließt, d.h. diese weniger auf die Musik überträgt als an ihr erfährt und entfaltet. So kommt ein neuer Gegenstandsbereich ins Spiel, der das interdisziplinäre Moment modifiziert und ein anderes Licht auf das Verhältnis von Philosophie und Musik wirft. Wenn Beethoven aber für Adorno nicht nur ein herausragender Untersuchungsgegenstand, sondern eine Art Grundgeschehen ist, das sein Denken vorab prägt, genügt die Versenkung ins Einzelne, in die Werke nicht mehr. Es gilt dann zu zeigen, was die Auseinandersetzung mit Beethoven am Programm negativer Dialektik originär sichtbar macht und wie sich der Diskurs »dialektischer Logik« in der Musik hermeneutisch gegen Adorno differenzieren lässt. Zeit ist das zentrale Problem von Adornos Musikphilosophie und ihr ausgespartes Zentrum. Es gilt, dieses Zentrum anhand von Interpretationen zu Beethoven und Wagner Kontur zu verleihen. Bei beiden Komponisten ist Zeit auf eine aufregend plurale und doch relativ systematisierbare Weise Gegenstand musikalischer Formen. Philosophische Zeittheorie kann von solcher Zeitforschung lernen.Unabhängig davon widerlegen die Beethoven-Fragmente den Mythos der »philosophischen Entmündigung der Kunst« tiefer und sachnäher als die meisten Ästhetiken der jüngeren Zeit. Philosophisches Denken bildet sich hier in der intimen Auseinandersetzung mit diversen musikalischen Gestalten. Nur ist das keine romantische Flucht vor den Aufgaben der philosophischen Vernunft, sondern die ihrerseits vernünftige Einsicht, dass Philosophie verarmt, wenn sie Kunst global auf »Differenz«, »Anderssein« usw. bringt und ihr so am Ende jede allgemeine Bedeutung und jedes Weltgewicht nimmt: historisch, politisch wie existenziell.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen