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Funktionelle und anatomische Lokalisierung motorischer und nicht-motorischer Priming-Effekte maskierter Stimuli

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2005 bis 2012
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 20127980
 
Erstellungsjahr 2012

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Maskierte Stimuli können die Verarbeitung nachfolgender Stimuli fördern (positives Priming) oder erschweren (inverses Priming), auch wenn die effektiven Stimuli von den Versuchspersonen nicht bewusst gesehen werden können. Vorstudien haben gezeigt, dass diese Effekte sowohl motorische Reaktionen betreffen können als auch nicht-motorische kognitive Prozesse. Im vorliegenden Projekt wurde untersucht, auf welchen Verarbeitungsabschnitten diese Effekte unbewusster Stimuli entstehen. Dabei ergaben sich für positives und inverses Priming unterschiedliche Ergebnisse. 1. Positives Priming: Wenn im Psychologischen Refraktärzeit Paradigma (PRP) die zentrale Verarbeitung durch eine zweite Aufgabe blockiert wird, reduzieren sich die positiven Priming-Effekte. Das deutet auf eine perzeptuelle Quelle für einen Teil der Effekte hin. Sowohl beim Zielreiz-Priming als auch beim Hinweis-Priming bleibt im PRP-Experiment ein Teil des Effekts erhalten, was auf eine zusätzliche post-perzeptuelle Quelle hindeutet. Wenn die Priming-Aufgabe von einer zweiten Aufgabe gefolgt wird, wird der Zielreiz-Priming-Effekt vollständig auf die Reaktionszeiten der zweiten Aufgabe übertragen. Das deutet darauf hin, dass ein Teil des Zielreiz-Priming-Effekts in zentralen Verarbeitungsprozessen zu suchen ist. Messungen mittels funktioneller Kernspintomographie ergaben außerdem, dass maskierte Stimuli die Aktivierung occipitaler, parietaler und frontaler Areale beeinflussen können. Dabei hängen diese Priming-Effekte von der Aufgabe ab, für die die Probanden die Stimuli verwenden: Beim Zielreiz-Priming zeigen sich direkte Effekte auf den motorischen Cortex; bei Hinweis-Priming gibt es direkte Effekte auf die für die Aufgabe relevanten neuralen Strukturen (hier in den szenen-verarbeitenden Arealen). Somit scheinen positive Priming-Effekte auf das Verhalten aus Priming-Effekten auf verschiedenen Verarbeitungsstufen zu entstehen. 2. Inverses Priming: Die geplanten und zusätzliche Experimente haben ergeben, dass inverses Priming ein vielgestaltiges Phänomen ist, das vom Design der verwendeten Stimuli und der Struktur der Maske abhängt. Wenn die Maske aus der Überlagerung von alternativen Zielreizen besteht und symmetrische Stimuli verwendet werden, wird der Effekt durch die Blockierung der zentralen Verarbeitung vollständig eliminiert. Das weist auf einen perzeptuellen Ursprung hin, der durch die Aktivierung der Maskenelemente entstehen könnte, die dem Prime unähnlich sind. Diese perzeptuelle Quelle ist sowohl bei Zielreiz-Priming als auch bei Hinweis-Priming wirksam. Wenn pfeilartige Stimuli und Überlagerungsmasken verwendet werden, findet sich ein größerer inverser Priming-Effekt, der auch auf peripher präsentierte Zielreize übertragen wird. Das spricht für einen motorischen Anteil des Effekts, der unseren physiologischen Messungen zufolge mit Aktivität im Supplementär Motorischen Cortex zu tun hat. Die Aktivierung dieses Areals korreliert mit dem Effekt auf der Verhaltensebene. Diesen Zusammenhang fanden wir sowohl mit Überlagerungsmasken als auch mit sogenannten irrelevanten Masken, die keine Merkmale des Zielreizes enthalten. Mit Überlagerungsmasken wurde allerdings auch die Aktivität in einer Reihe weiterer Hirnbereiche entsprechend der unbewussten Stimuli moduliert. Diese Befunde fassen wir in einem Modell zusammen, wonach es einen Basis-Mechanismus für inverses Priming gibt und einen Zusatz-Mechanismus, der den Effekt bei Verwendung von Überlagerungsmasken durch einen perzeptuellen Prozess verstärkt. Der Basis-Mechanismus liegt bei Zielreiz-Priming im motorischen System, beim Hinweis-Priming, das wir auch mit irrelevanten Masken gefunden haben, aber außerhalb der Motorik. 3. Zusätzliche Experimente haben darüber hinaus gezeigt, dass die Maskierung durch Metakontrast stabile individuelle Unterschiede aufweist. Dieser Befund hat in der Fachwelt positive Resonanz gefunden und zu einem neuen DFG-Projekt geführt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2010). Individual differences in metacontrast masking are enhanced by perceptual learning. Consciousness & Cognition, 19, 656-666
    Albrecht, T., Klapötke, S. & Mattler, U.
  • (2011). A PRP-study to determine the locus of target priming effects. Consciousness & Cognition, 20, 882-900
    Klapötke, S., Krüger, D. & Mattler, U.
  • (2011). PRP-paradigm provides evidence for a perceptual origin of the negative compatibility effect. Consciousness & Cognition, 20, 866-881
    Krüger, P., Klapötke, S. & Mattler, U.
  • (2012). Inverse cue priming is not limited to masks with relevant features. Consciousness & Cognition, 21, 1207-1221
    Krüger, D. & Mattler, U.
  • (2013). Neural correlates of control operations in inverse priming with relevant and irrelevant masks. Neuroimage, 64, 197-208
    Krüger, D., Klapötke, S., Bode, S. & Mattler, U.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.neuroimage.2012.09.018)
 
 

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