Holozäne Geomorphodynamik im Einzugsgebiet des Kyuchu-Flusses bei Lhasa, Südtibet: Rekonstruktion des natürlichen und anthropogenen Umweltwandels

Antragsteller Privatdozent Dr. Knut Kaiser
Fachliche Zuordnung Physische Geographie
Förderung Förderung von 2006 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 20251785
 

Projektbeschreibung

Die holozäne Landschaftsentwicklung in Hochasien wird in der geowissenschaftlichen Forschung als weitgehend natürlich, d.h. von der Klimagenese her bestimmt, angesehen. Dem widersprechen ab dem mittleren Holozän teilweise paläobotanische und archäologische Befunde. Als Testgebiet für eine geplante Verknüpfung neu zu erbringender geowissenschaftlicher Befunde und teilweise vorhandener paläobotanischer und archäologischer Befunde ist das Tal des Kyichu-Flusses um Lhasa (Südtibet) vorgesehen. Obwohl die gegenwärtigen klimatischen Parameter in diesem Raum eine potentielle Bewaldung nahe legen, zeigt v.a. der mittlere und untere Flussabschnitt ein halbwüsten- bis steppenähnliches Erscheinungsbild mit vielfältigen Spuren historischer und rezenter Bodenerosion. Es wird angenommen, dass der Beginn einer anthropogen Entwaldung, agrarischen Nutzung und folglich auch Bodenerosion dieses Raumes in die späte Jungsteinzeit/frühe Bronzezeit (ca. 3700 uncal BP) oder bereits davor datiert. In Abhängigkeit von der nachfolgenden Siedlungsentwicklung haben diese Prozesse zu einem bislang unbekannten Zeitpunkt ein nahezu flächenhaftes Ausmaß angenommen. Unklar ist, ob und in welchem Umfang die für Tibet postulierten jungholozänen Klimaveränderungen (Abkühlung, Aridisierung) an dieser Entwicklung beteiligt waren. Durch die geomorphologisch-bodenkundliche Analyse ausgewählter Geoarchive soll eine Rekonstruktion der holozänen Geomorphodynamik im Einzugsgebiet des Kyichu-Flusses erfolgen. Die vorgesehenen Untersuchungen werden hinsichtlich der Kombination aus Fragestellung, räumlichen Fokus und gewählten Methoden erstmalig in Tibet durchgeführt. Die zu erwartenden Ergebnisse sind für eine Reihe von Fachgebieten von Interesse.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen