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Herausbildung und Niedergang des frühbronzezeitlichen Siedlungszentrum von Fidvár bei Vráble (Südwestslowakei)
Antragsteller
Professor Dr. Felix Bittmann; Dr. Knut Rassmann
Fachliche Zuordnung
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung von 2011 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 203267416
Die Forschungen in der Siedlung und auf dem Gräberfeld von Fidvar bei Vrable (Südwestslowakei) haben ein reiches Archiv archäologischer und naturwissenschaftlicher Daten erschlossen, mit dem der Wandel von Siedlung und Gräberfeld im Kontext von Umland und Umwelt analysiert werden kann. Grabungsergebnisse belegen, dass um 2050 v.Chr. eine 0.4 ha kleine befestigte Siedlung entstand, die bis ca. 1850 v. Chr. auf 12 ha heranwuchs. Die erhobenen Daten erlauben die Rekonstruktion von Hausgruppen (ca. 8-12 Häuser), in denen sich die soziale Grundstruktur der Siedlung spiegelt. Vermutlich entstand die 12 ha große Siedlung aus dem Zusammenschluss von separat siedelnden Gruppen. Die Verkleinerung der Siedlung um ca. 1730 v. Chr. könnte durch den Wegzug von mehreren Sozialgruppen oder deren Auslöschung erklärt werden. Danach erfolgte die Errichtung einer kleineren stark befestigten Siedlung mit 1,2 ha. Die bislang 30 untersuchten Gräber sind bis auf zwei Ausnahmen durch sekundäre Öffnungen gestört. Ihre rituelle (?) Zerstörung datiert in den Zeitraum der Aufgabe der großen Siedlung. Es ist wahrscheinlich, dass das Gräberfeld nur von einer kleinen Gruppe, möglicherweise den Gründern der Siedlung, angelegt und genutzt wurde. Die Zerstörung von Siedlung um 1730 v.Chr. und sekundäre Öffnungen von Gräbern können auf exogene oder endogene Konflikte hindeuten. Erstere lassen sich durch die Analyse der Siedlungslandschaft verfolgen. Die endogenen Ursachen erfordern den Blick auf Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den Hausgruppen, die durch den Vergleich von Ausgrabungsdaten aus drei unterschiedlichen Bereichen der Siedlung (Zentrum, Randbereich und Peripherie) analysiert werden. Die interdisziplinäre Auswertung, insbesondere die enge Vernetzung archäobotanischer und archäologischer Daten eröffnet die Möglichkeit den siedlungsgeschichtlichen Wandel zu beleuchten. Selten besteht, wie in Fidvar, die Option, Siedlung und Gräberfeld zu untersuchen. Die vernetzte Auswertung von Siedlung und Gräberfeld hat bereits jetzt neue Erkenntnisse zu abweichender Kontinuität und Diskontinuität von Siedlungen und Gräberfeldern in der weiteren Siedlungslandschaft erbracht. Mittels anthropologischer Untersuchungen, aDNA-Analysen und Isotopenmessungen werden sich die sozioarchäologischen Fragen präzise diskutieren lassen, was auch in methodischer Hinsicht relevant ist.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen