Vernetzung, Sichtbarkeit, Information? Nutzungsmotive informeller digitaler Kommunikationsgenres unter Wissenschaftlern
Final Report Abstract
Das Vorhaben hat die Frage untersucht, mit welchen langfristigen Zielen Wissenschaftler digitale Kommunikationsformen (insbesondere Blogs und den Mikroblogging-Dienst Twitter) aktiv berufsbezogen nutzen, inwiefern sich ihre Nutzungsmotive über einen längeren Zeitraum verändern, und welche Nutzertypen sich auf Grundlage der Motive qualitativ differenzieren lassen. Die Rolle von Blogs und Twitter als informelle Genres der digitalen Wissenschaftskommunikation wurde durch eine Kombination qualitativer und quantitativ-inhaltsanalytischer Forschungsmethoden untersucht. Dabei wurde eine ergänzende Funktion dieser Kanäle gegenüber der wissenschaftlichen Fachkommunikation einerseits und der traditionellen massenmedialen Wissenschaftskommunikation durch Journalisten andererseits festgestellt. Blogs und Twitter integrieren abhängig von den Bedürfnissen der Kommunikatoren unterschiedliche Aspekte dieser und weiterer Bereiche, und erlauben es Wissenschaftlern, über den Kontext der eigenen Fachöffentlichkeit hinaus zu kommunizieren. Gleichzeitig bedeutet dieser Zugewinn an Kommunikationsmöglichkeiten aber auch, dass weniger Zeit für andere Aktivitäten bleibt, und somit genau abgewogen werden muss, welcher Anteil des eigenen Zeitbudgets für die aktive berufsbezogene Nutzung sozialer Medien vorgesehen werden kann, ohne dass andere Aktivitäten darunter leider. Die zunehmende Karriererelevanz von Social Media-Aktivitäten zur persönlichen Sichtbarkeit muss somit fortwährend mit dem klaren Vorrang traditioneller Publikationsformate als Ausweise wissenschaftlicher Eignung abgewogen werden. Zentraler Befund des Projektes ist die Heterogenität der kommunikativen Ziele von Wissenschaftlern bei der Nutzung sozialer Medien, welche diese klar von etablierten wissenschaftlichen Publikationsformen abgrenzt. Soziale Medien werden unter anderem als Mittel der Vernetzung mit bestimmten Teilöffentlichkeiten (Fachkollegen, Wissenschaftsjournalisten, Industriepartner, potentielle Förderer), als Plattform für die Vergrößerung der eignen Sichtbarkeit, und als Informationsquelle verstanden. Gleichzeitig findet eine Normalisierung statt, im Verlauf derer die o.g. Kanäle ihren Charakter von exotischen zu eher alltäglichen Medien gewandelt haben, deren Nützlichkeit weniger in Frage gestellt wird, als dies in der Frühphase sozialer Medien der Fall war. In Deutschland hat in den letzten Jahren ein deutlicher Zuwachs bei der Anzahl der Twitter-Nutzer stattgefunden, und auch in der Wissenschaft hat die Akzeptanz sozialer Medien spürbar zugenommen. Während nicht von einer einzigen Rolle gesprochen werden kann, welche soziale Medien in der wissenschaftlichen Kommunikation übernehmen, wurde ihr Nutzen und ihre zunehmende Relevanz in einer komplementären Rolle im Projektverlauf wiederholt von den von mir befragten Wissenschaftlern betont.
Publications
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