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Introspektion in Doppelaufgaben: Bedingungen und Ursachen des PRP-Neglects

Antragsteller Dr. Daniel Bratzke
Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2011 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 206003312
 
Die Fähigkeit, den Zeitbedarf für die Bearbeitung einer Aufgabe introspektiv erfassen können, ermöglicht in anspruchsvolle Situationen, die eigene Leistung maximieren, erfolgreich überwachen und das Verhalten anpassen zu können. Bisherige Studien fanden, dass objektive Kosten bei der Bearbeitung von Doppelaufgaben nicht in introspektiven Maßen abgebildet wurden. Diese Einschränkungen der Introspektion wurden als Evidenz dafür angesehen, dass eine zweite Aufgabe nicht bewusst wahrgenommen werden kann, solange die Aufmerksamkeit für die erste Aufgabe benötigt wird (Flaschenhals der bewussten Wahrnehmung). In der ersten Phase dieses Projekts beschäftigten wir uns mit diesem Befund und seiner Interpretation. Unsere Ergebnisse lieferten weder Evidenz für einen Flaschenhals der bewussten Wahrnehmung noch für eine unverfälschte Wahrnehmung für den Zeitbedarfs unter Doppelaufgabenbedingungen. Stattdessen legen sie nahe, dass Probanden andere Informationen nutzen, um den Zeitbedarf in unterschiedlichen Situationen einzuschätzen. Diese Information kann zeitlicher Natur sein, auf anderen nicht-zeitlichen Erfahrungen wie der gefühlten Schwierigkeit, oder auf anderen Ereignissen während der Aufgabenbearbeitung wie dem Intervall zwischen den beiden Reaktionen basieren. Insgesamt scheinen kontextuelle Faktoren einen großen Einfluss darauf zu haben, wie Probanden den Zeitbedarf für die Aufgabenbearbeitung einschätzen.In der zweiten Phase dieses Projekts schlagen wir 9 Experimente vor, um zwei neue Ziele zu verfolgen. Erstens soll anhand von 6 Experimenten der Einfluss kontextueller Anforderungen, wie sie im bisher verwendeten Doppelaufgabenparadigma auftreten, auf die Genauigkeit der Introspektion untersucht werden. Insbesondere werden dabei drei Anforderungen betrachtet: (a) die Umwandlung der Zeitwahrnehmung einzelner Ereignisse in Dauerschätzungen, (b) zwei Aufgaben und gleichzeitig zwei Zeitschätzungen auszuführen zu müssen, und (c) die Zeitschätzung von Intervallen, die durch Reize aus unterschiedlichen Modalitäten eingegrenzt werden. Diese Experimente werden wichtige Informationen nicht nur über die Art der introspektiven Einschränkungen in Doppelaufgaben, sondern auch für die Interpretation introspektiver Maße im Allgemeinen liefern. Zweitens soll in drei weiteren Experimenten die Introspektion direkter erfasst werden, in dem die Anforderungen an den introspektiven Bericht erleichtert werden. Mit Hilfe psychophysischer Methoden und EEG soll dabei die Annahme untersucht werden, dass die bewusste Wahrnehmung einer zweiten Aufgabe verzögert wird, solange Aufmerksamkeitsressourcen an die erste Aufgabe gebunden sind. In der zweiten Phase dieses Projekts sollen also die Bedingungen erfasst werden, die eine unverfälschte Introspektion behindern bzw. fördern, und die Annahme geprüft werden, dass Aufmerksamkeit essentiell für eine bewusste Wahrnehmung ist.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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