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Internationaler Vergleich von Indikatoren der Institutionalisierung psychisch Kranker in ost-europäischen und post-sowjetischen Ländern

Antragsteller Dr. Adrian Mundt
Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2011 bis 2012
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 210413213
 
Erstellungsjahr 2012

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Studie hat das Ziel, den Grad und Trends der Institutionalisierung von psychisch Kranken anhand mehrerer Indikatoren in post-kommunistischen Ländern zu schätzen. Zu diesen Indikatoren zählen die Bettenkapazitäten in psychiatrischen Krankenhäusern und Abteilungen, in forensischen Psychiatrien, Gefängnispopulationen, Plätze in Heimen und in betreuten Wohneinrichtungen. Die vorgelegte Studie zeigt einen systematischen Vergleich dieser Indikatoren der Institutionalisierung zwischen ost-europäischen und post-sowjetischen Ländern und versucht, mögliche Trends der Transinstitutionalisierung aufzuzeigen. Es wurde ein wissenschaftliches Netzwerk mit Kooperationspartnern aus insgesamt 12 Ländern zum Zwecke der Untersuchung aufgebaut. Daten zu psychiatrischen Bettenkapazitäten, forensischen Bettenkapazitäten, Gefangenenraten und zu Kapazitäten in Wohnheimen für chronisch psychisch Kranke wurden aus Aserbaidschan, Kasachstan, Kroatien, Lettland, Ost-Deutschland, Polen, Rumänien, Russland, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Weißrussland in historischen Zeitreihen von 1989 bis 2009 gesammelt. Korrelationen zwischen den Trends der unterschiedlichen Indikatoren wurden berechnet. In allen Ländern wurden von 1989-2009 psychiatrische Krankenhausbetten abgebaut. Der Abbau betrug zwischen -11% in Kroatien und 51% in Ost-Deutschland. Im Jahr 2009 betrugen die Bettenkapazitäten zwischen 44,7 pro 100000 in Aserbaidschan und 134,4 pro 100000 Einwohnern in Lettland. Forensisch psychiatrische Bettenkapazitäten und Wohnheime für chronisch psychisch Kranke wurden in den meisten Ländern aufgebaut. Die Gefangenenraten unterlagen Trends in unterschiedliche Richtungen, von einer Reduktion um 58% in Ost-Deutschland bis zu einem Aufwuchs um 43% in Weißrussland und Polen. Zwischen den unterschiedlichen Indikatoren bestanden keine statistisch signifikanten Korrelationen. Die massiven sozialen und politischen Veränderungen im post-Kommunismus gingen mit einer Enthospitalisierung aus allgemeinen psychiatrischen Kliniken einher. Dieser Abbau wurde zum Teil durch Aufwuchs von forensisch psychiatrischen Kapazitäten und betreuten Wohnformen kompensiert. Die Daten sprechen gegen eine Transinstitutionalisierung von Personen aus allgemein-psychiatrischen Kliniken in Gefängnisse als generelles Phänomen für diesen sozio-geographischen Raum, kann jedoch für einzelne Länder nicht ausgeschlossen werden.

 
 

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