Sympathie von Stimme und Sprechweise Analyse und Modellierung auditiver und akustischer Merkmale
Final Report Abstract
Im Forschungsprojekt „Sympathie von Stimme und Sprechweise. Analyse und Modellierung auditiver und akustischer Merkmale“ wurde systematisch der Einfluss von Stimme und Sprechweise auf Sympathieurteile bei Hörern erforscht. Dabei konzentrierte sich dieses Forschungsprojekt auf unbekannte und normale Sprecher (bspw. ohne Sprachfehler) und auf normale Hörer aus der Bevölkerung. Es zeigte sich, dass alleine aufgrund kurzer akustischer Informationen, z.B. einzelner Sätze, konsistente Hörerurteile abgegeben und mit akustischen Maßen beschrieben bzw. vorhergesagt werden können. Durch den Vergleich mit etablierten Fragebögen hat sich eine einfache Skale mit einem Gegensatzpaar „sympathisch–unsympathisch“ als valide und reliabel erwiesen. Hierbei zeigt Sympathie einen starken Zusammenhang mit zugeordneter Attraktivität. Solch ein erster Sympathieeindruck spielt eine bedeutende Rolle; selbst nach einer Konversation bestimmt er die abschließende Beurteilung dominant. Der Gesprächsverlauf, etwa Gesprächsanteil und Art der Sprecherwechsel, haben zwar auch einen signifikanten Einfluss auf die abschließende Bewertung, jedoch bleibt der erste Eindruck der stärkste Faktor. Interessanterweise konnte keine wechselseitige Beziehung für Sympathie bei den untersuchten Konversationen nachgewiesen werden. Vielleicht entwickelt sich solch eine Wechselwirkung erst nach initialen Interaktionen für länger etablierte Beziehungen. Beim ersten Hören unbekannter Sprecher können Hörer nicht zwischen Aspekten von Stimme und Sprechweise und der potentiellen Ursachen unterscheiden. So interpretieren Sie das gehörte hinsichtlich Emotionen, Persönlichkeit oder Einstellung. Kann dagegen ein Fragebogen zur reinen Beschreibung von Stimme und Sprechweise verwendet werden, so werden, neben Geschlecht, Herkunft und Sprachfehler, die Dimensionen „Aktivität“, „Flüssigkeit“, „Aussprachepräzision“, „Tiefe/Dunkelheit“, „Sanftheit der Stimme“, „Tempo“ und „Angespanntheit“ konsistent und sprecherunterscheidend beschrieben. Für männliche Stimmen weist hierbei die Tonhöhe bzw. „helle/dunkle“ Stimme und die empfundene „Sanftheit“ einen Zusammenhang zur Sympathie aus. Dem entsprechend sind auch akustische Maße zur Tonhöhe und Energieverteilung im Spektrum sinnvolle Prädiktoren von Hörerurteilen. Für weibliche Stimmen sind die Dimensionen „Tempo“, „Sanftheit“ und „Flüssigkeit“ am bedeutendsten für das Sympathieurteil. In Modellen sind dementsprechend akustische Korrelate vom Sprechtempo und spektraler Energieverteilung vertreten. Die Tonhöhe stellt dagegen nur bei manchen Datensätzen ein signifikantes Maß dar. Der insbesondere für männliche Sprecher aussichtsreiche Parameter des „Sprecherformanten“, also einer artikulatorisch verursachten Energieerhöhung im Bereich von 3–4kHz weist zwar in einem Hörexperiment einen stärkeren Zusammenhang mit Sympathie als die Grundfrequenz auf, eine ursächliche Wirkung auf die Urteile konnte in einem kleineren Resyntheseexperiment jedoch vorerst nicht bestätigt werden. Für weiterführende Arbeiten sollten die erzielt, insbesondere die Vorhersagemodelle mit akustischen Prädiktoren, für unterschiedliche Kommunikationskontexte überprüft werden.
Publications
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