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Cyber-Mobbing an Schulen: Eine längsschnittliche Mehrebenen-Analyse individueller, strukturelle und systemischer Faktoren

Subject Area Communication Sciences
Term from 2011 to 2015
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 214317721
 
Final Report Year 2015

Final Report Abstract

Mit Hilfe des DFG-Projekts ,.Cyber-Mobbing an Schulen" konnte in den letzten Jahren nicht nur ein wichtiger Beitrag zum Forschungsbereich Cybermobbing geleistet werden, sondem die Befunde und daraus resultierende Implikationen können auch direkt für die Entwicklung geeigneter Präventions- und Interventionsstrategien an Schulen eingesetzt werden. Zusammenfassend bestätigen die Resultate eine zentrale Position des Individuums innerhalb des Cybermobbing-Prozesses. Bestimmte Persönlichkeitseigenschaften, Einstellungen sowie vorherige Erfahrungen mit Mobbing leisten demnach einen wichtigen Beitrag zur Erklärung einer tatsächlichen Involvierung als Täter oder Opfer. Auch das Onlineverhalten der Jugendlichen spielt eine bedeutsame Rolle und beeinflusst eine Ausübung sowie das Erleben von Cybermobbing. Darüber hinaus haben die Befunde des Forschungsprojekts jedoch auch dazu beigetragen, dass der Fokus bei der Erforschung von Cybermobbing stärker auf die inhärent soziale Komponente des Phänomens gerichtet wird. Mit Hilfe der sozialen Netzwerkanalyse konnten im vorliegenden Projekt individuelle und strukturelle Daten kombiniert werden, so dass Cybermobbing nicht länger ausschließlich als individuelles Phänomen analysiert wurde, sondern auch Aspekte der sozialen Umwelt-stärker in Betracht gezogen wurden. So konnte beispielsweise gezeigt werden, dass das Verhalten von Freunden für Täter als Orientierungsrahmen dient. Außerdem gab es in Schulklassen mit stärker ausgeprägten Pro-Cybermobbing Normen ein deutlich erhöhtes Risiko für den Einzelnen, zum Täter oder Opfer von Cybermobbing zu werden. Die Klassennorm scheint dabei teils relevanter zu sein als die eigenen Überzeugungen und Einschätzungen. Auch wenn diese sozialen Befunde bereits in der traditionellen Mobbingforschung untersucht und bestätigt wurden, wurde Cybermobbing zunächst überwiegend Individuum-zentriert und technikdominiert untersucht. Gerade die Besonderheiten des Online-Kommunikationskontexts erfordem jedoch eine spezifische und detaillierte Auseinandersetzung mit den sozialen und medialen Strukturen, in die das Verhalten eingebettet ist. Die Möglichkeiten (z.B. das erreichbare Publikum) gehen oftmals weit über die des traditionellen Mobbingkontexts hinaus und müssen trotz einer häufig bestätigten Überschneidung von Offline- und Online-Mobbingformen künftig noch genauer analysiert werden. Erstaunlich ist vor allem die Erkenntnis, das Täter und Opfer beim Cybermobbing oftmals dieselben Personen sind und sich das im traditionellen Mobbing proklamierte Machtgefälle tatsächlich aufzulösen scheint. Dies erfordert ein radikales Umdenken hinsichtlich einer geeigneten Prävention und Intervention an Schulen, da es sich nicht mehr länger nur um aggressive überlegene Täter und schwache, sozial isolierte Opfer zu handeln scheint, sondem oftmals eine gefährliche Spirale für die beteiligten Personen entsteht, die prinzipiell jeden in einer Schulklasse treffen kann. Dass es nach wie vor einen hohen Bedarf an wissenschaftlichen Erkenntnissen in Hinblick auf eine Erforschung von Cybermobbing gibt, zeigen nicht nur die Erfahrungen aus der Zusammenarbeit mit den Schulen, sondem auch die Aufnahme der Projektbefunde in der Öffentlichkeit. So wurden diese in den letzten 3 Jahren von diversen Publikumsmedien regional sowie national aufgegriffen und diskutiert. Eine weitere Aufklärung von Öffentlichkeit und Politik erscheint dringend notwendig. Zudem benötigen die Schulen zusätzliche Unterstützung bei der Auswahl, Begleitung und Evaluation geeigneter Maßnahmen zur Bekämpfung von Cybermobbing.

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