Competencies and educational choices across gender and immigrant background in Germany - The role of gender socialisation
Final Report Abstract
Übergeordnetes Projektziel war die Untersuchung ethnienspezifischer Geschlechterungleichheiten im deutschen Bildungs- und Ausbildungssystem. Hierzu wurden verschiedene Zeitpunkte in der Bildungskarriere näher analysiert und typische Verläufe über die Schulkarriere hinweg nachgezeichnet, um detailliert zu ermitteln, wo und weshalb Unterschiede entstehen, sich verringern oder sich gegenseitig verstärken. Insgesamt konnten in dem Projekt wichtige neue Befunde darüber erlangt werden, zu welchen Zeitpunkten, in welchen Bereichen und in welchem Ausmaß ethnische und geschlechtsspezifische Unterschiede entlang der Bildungskarrieren existieren. Die zentralen Ergebnisse werden im Folgenden noch einmal zusammengefasst und es wird kurz auf weiterhin bestehende Forschungslücken hingewiesen. Es ließ sich zeigen, dass türkische Eltern ihre Töchter beim Übergang in die Sekundarstufe nicht (substanziell) benachteiligen. Zwar deutet sich eine leichte Benachteiligung an, jedoch sind die Unterschiede eher gering. Auch wandelt sich ein möglicher Vorteil, den Jungen beim Übergang in die Sekundarstufe möglicherweise noch haben, im Verlauf der Sekundarstufe in einen Nachteil: Spätestens ab der siebten Klasse positionieren sich die Mädchen im Bildungssystem besser als die Jungen. Letzteres scheint auch für weitere Einwanderungsgruppen zu gelten, die mit eher traditionellen Geschlechterrollenvorstellungen in Verbindung gebracht werden, wie z.B. Personen aus dem Nahen Osten oder Nordafrika. Warum die Jungen im Verlauf der Sekundarstufe gegenüber den Mädchen an Boden verlieren, konnte aufgrund bisher fehlender Daten nicht geklärt werden. Weiterhin zeigte sich, dass die mathematischen Kompetenzen der türkischstämmigen Schüler/innen zwar niedrig sind, ihre diesbezüglichen Selbsteinschätzungen dagegen aber äußerst positiv ausfallen, was insbesondere auf die jungen türkischstämmigen Frauen zutrifft. Dabei findet diese optimistische Selbsteinschätzung nicht nur hinsichtlich der mathematischen Fertigkeiten statt. Vielmehr verfügen türkischstämmige Jugendliche allgemein über ein überraschend optimistisches, nicht mit ihren tatsächlichen Leistungen korrespondierendes schulbezogenes Selbstkonzept. Den Ursachen für die Diskrepanzen zwischen tatsächlichen Leistungen und Selbstwahrnehmung sollte im Rahmen weiterer Untersuchungen nachgegangen werden. Die Untersuchung der beruflichen Aspirationen junger türkischstämmiger Frauen ergab, dass diese Frauen sich zwar vergleichsweise selten wünschen, in einem frauendominierten Beruf zu arbeiten, dies später aber häufig doch tun – und das zum Ende der Sekundarschulzeit sogar antizipieren. Demnach besteht die Möglichkeit, dass türkischstämmige junge Frauen im Verlauf des Übergangs in den Arbeitsmarkt in typische Frauenberufe abgedrängt werden. Sobald die entsprechenden Daten zur Verfügung stehen, sollte daher der konkrete Übergang vom Bildungssystem in den Arbeitsmarkt in den Fokus genommen werden. Schließlich konnte gezeigt werden, dass es nicht ausreicht, Frauen für ein MINT-Fach zu begeistern, um den Anteil von Frauen mit entsprechenden Abschlüssen zu erhöhen. Vielmehr sollte darauf geachtet werden, die Strukturen innerhalb der MINT-Fächer so zu verändern, dass es den Frauen besser gelingt, sich zu integrieren und ihr MINT-Studium nicht abzubrechen.
Publications
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(2013): Die Bildungsbeteiligung ausländischer und deutscher Schüler/-innen in der Sekundarstufe in Nordrhein-Westfalen. Eine Längsschnittuntersuchung anhand von Aggregatdaten. S. 159-187 in: Andreas Hadjar, Sandra Hupka-Brunner (Hrsg.) Geschlecht, Migrationshintergrund und Bildungserfolg. Weinheim und Basel: Beltz Juventa
Roth, Tobias, und Manuel Siegert
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(2013): Söhne bevorzugt? Geschlechtsspezifische Unterschiede beim Gymnasialbesuch türkischstämmiger Schülerinnen und Schüler. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 65, Heft 1, S. 49-72
Siegert, Manuel, und Tobias Roth